04.Tag: Ein Regenschauer in Heidelberg, auf ins Neckartal nach Mosbach |
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Datum | Km | Σ Km | Hm | Σ Hm | Übernachtung |
11.06.2012 | 125 | 500 | 200 | 700 | Camping |
Es war schon sehr nett, was der Herr Moritz bereits um 06:30 Uhr „zauberte“. Es schien ihm Spaß zu machen, mir ein Top Frühstück zu servieren. Mir gefiel es, an dem Morgen vom Chef selber versorgt zu werden. Ich unterhielt mich mit ihm eine Zeit lang über die fehlende Ausschilderung zu seinem Haus, auf dem Radweg an Rheindürkheim vorbei in Richtung Worms war kein Hinweis zu sehen. Man konnte doch keine Gäste gewinnen, wenn nicht erkennbar war, dass im Ort ein Hotel existierte. Er berichtete mir von seinem langjährigen Antrag und den Schwierigkeiten mit der Verwaltung bezüglich des Genehmigungsprozesses, bisher war der wohl nicht von Erfolg gekrönt. Satt und zufrieden stieg ich etwas später auf mein Rad und machte mich auf den Weg nach Worms.
Der Dom in Worms ist der kleinste der drei Kaiserdome am Rhein. Er ist steiler und schlanker erbaut worden als die Dome in Speyer und Mainz. Abgesehen von Umbauten in den Folgejahren, wurde er im Wesentlichen in den Jahren 1130 bis 1181 errichtet. Der Wormser Dom wurde auf dem höchsten Punkt der Wormser Innenstadt erbaut. Er ist das bedeutendste Bauwerk der Wormser Romanik und eng mit dem Namen des Bischofs Burchards und der Blütezeit der Wormser Stadtgeschichte im 12. Und 13. Jahrhundert verbunden. Große Ereignisse, die im Zusammenhang mit dem Dom standen, waren die Papstnominierung Leos IX im Jahr 1048, die Hochzeit Kaiser Friedrichs II im Jahr 1235 mit Isabella von England und der Reichstag zu Worms im Jahr 1521 auf dem sich Martin Luther vor Kaiser Karl V verantworten musste. Das Ergebnis war der Bruch in der abendländischen Kirche.
Während ich ein wenig durch die Innenstadt radelte, tröpfelte es immer mal wieder etwas, richtig unterstellen musste ich mich aber nicht. Ein weiteres Highlight des Ortes ist die Nibelungenbrücke, die allerdings nicht in ihrem vollen Glanz erstrahlte. Zum einen fehlte die Sonne, ein weiterer Grund waren riesige Umbaumaßnahmen, die im Bild störten.
Die Nibelungenbrücke verbindet die rheinland-pfälzische Stadt Worms über den Rhein mit den hessischen Städten Bürstadt und Lampertheim. Entgegen ihrem Erscheinungsbild ist die Brücke nicht wirklich alt. Die erste feste Brücke über den Rhein war von 1900 bis 1945 die Ernst-Ludwig Brücke. Die im Zweiten Weltkrieg zerstörte Brücke wurde als Nibelungenbrücke in ihrer heutigen Form von 1951 bis 1953 wieder neu erbaut. Mit dem Nibelungenturm ist sie eine eindrucksvolle Sehenswürdigkeit von Worms. Aufgrund des immensen Verkehrsaufkommens wurde von 2005 bis 2008 parallel zur „alten“ eine neue Nibelungenbrücke errichtet. Die alte Brücke wurde aktuell saniert. Nach der Fertigstellung würden zwei Fahrstreifen über die alte Brücke in die Innenstadt und zwei Fahrstreifen über die neue Brücke aus Worms hinausführen. Die alte Brücke hatte mir optisch sehr gefallen, über die neue etwas schmucklose Brücke führte ein Radweg über den Rhein. Kurz hinter der Brücke verließ ich die stark befahrene Bundesstraße B47 und radelte nach Südosten in Richtung Lampertheim.
An der Autobahnbrücke der A6 tröpfelte es mal wieder leicht. Ich stellte mich eine kurze Zeit unter die Brücke, radelte dann aber zügig in Richtung Mannheim. Kurz vor Mannheim gibt es einen alten Rhein-Arm, über den eine Fähre führt. Leider fuhr die Fähre bei meiner Ankunft nicht, so dass ich ein Stück zurück und weiter bis Sandhofen radeln musste. Dort gab es südlich vom Ort eine Brücke, die mich zum Inselhafen von Mannheim führte. Genau dort hatte ich das Rheintal verlassen und war ins Neckartal geschwenkt. Nachstehend mal ein paar Fotos, die ich auf den 18 Kilometern bis Heidelberg gemacht habe. Im Neckartal im Bereich des Naturschutzgebietes „Unterer Neckar“ wurde es - wenn man von der Autobahnbrücke der A6 absieht - recht idyllisch.
Bei meiner Ankunft in Heidelberg regnete es in Strömen! Es war nicht kalt, in kurzer Hose zu fahren war problemlos möglich gewesen. Schuhüberzieher hielten die Füße einigermaßen trocken. In einem Cafe rettete ich mich für 30 Minuten, dann war der „Spuk“ vorbei, denn wenig später erschien zögerlich die Sonne. Ich liebe es, wenn die Sonne nach einem Regen den Himmel aufreißt! Auch wenn die Wetterlage an dem Tag nicht stabil bleiben würde, was war es doch schön, weiter ins Neckartal einzutauchen. Die Straßen dampften teilweise und die Luft wurde kurzzeitig wunderbar klar.
Immer dem schmalen Radweg folgend, radelte ich durch die kleineren Orte Ziegelhausen und Neckargemünd nach Neckarsteinach. Dort lag schon von weitem zu sehen, hoch oben die alte Mittelburg.
Die Mittelburg ist eine gut erhaltene und bewohnte mittelalterliche Burg. Sie ist die zweitälteste der vier Burgen Vorderburg, Mittelburg, Hinterburg und Schwalbennest. Sie wurde vermutlich um das Jahr 1165 von Conrad I. von Steinach erbaut und besaß in den vielen Folgejahren eine wechselhafte Geschichte. Rechtstreitigkeiten über die Eigentumsverhältnisse und mehrere Verpfändungen wurden in den Geschichtsbüchern dokumentiert. Mittelburg und Vorderburg gelangten beim Tode des letzten Freiherrn von Dorth im Jahr 1925 an den Sohn seines vor ihm verstorbenen Adoptivsohns Alexander Freiherr von Warsberg-Dorth, dessen Nachfolger die Burgen bis heute besitzen. Besichtigen konnte ich die Burg nicht, weil sie gegenwärtig bewohnt ist.
Weiter im Ort Neckarsteinach traf ich auf eine Tafel, die den Besuch des Schriftstellers Marc Twain dokumentiert. Am Ortsausgang von Neckarsteinach wechselt der Radweg an einer Schleuse die Flussseite. An der Stelle musste ich den Hänger vom Rad entfernen und alle Gepäckstücke einige Stufen hinauftragen. Auf der anderen Seite der Schleuse ging es dann entsprechend einige Stufen wieder hinab. Bis Neckargerach blieb es einigermaßen trocken. Ich radelte über Eberbach weiter am Neckar entlang, sah oberhalb von Zwingenberg das imposante Schloß Zwingenberg und erreichte noch gerade den Orteingang von Neckargerach. Dort brach ein Gewitter los, dass gewaltige Schleusen öffnete, eimerweise kam der Regen vom Himmel. Zunächst rettete ich mich kurz in eine Apotheke. Dort konnte ich natürlich nur eine begrenzte Zeit bleiben, Unterschlupf fand ich kurze Zeit später während einer kurzen Regenpause in einer überdachten Bushaltestelle.
Auf dem folgenden Foto sieht man, wie wechselhaft das Wetter an dem Tag war. Kaum waren die dicken Wolken verzogen, kam die Sonne hervor. An dem Abend saß ich auf dem Campingplatz in Neckarzimmern (bei Mosbach) in der Sonne und freute mich über die so tolle Tour. An den ersten 4 Tagen hatte ich bereits 500 Kilometer hinter mich gebracht. Den Neckarradweg konnte ich bereits auf den ersten Kilometern jedem empfehlen, es existierte dort noch sehr viel ursprüngliche Natur.
An dem Tag hatte ich unterwegs in einem kleinen Ort, dessen Name mir entfallen ist, noch eine Bekanntschaft gemacht, die sich rein zufällig ergab. Ein Feuerwehrmann war mit seiner Frau gerade dabei die Überbleibsel des Feuerwehrfestes aufzuräumen. Als er mich sah, kamen wir in ein nettes Gespräch. Er lud mich zu einer Apfelschorle ein, die ich, durstig wie ich war, gerne annahm. Solche netten Begegnungen waren es, die das Reiseradeln bereicherten.
Am darauffolgenden 5. Tag wollte ich über 100 km nach Stuttgart radeln, mal schauen, ob das Wetter hielt.