17.Tag: Hinauf zum Passo Cento Croci oder meine Fahrt durch die Apenninen |
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Datum | Km | Σ Km | Hm | Σ Hm | Übernachtung |
24.06.2012 | 86 | 1550 | 1300 | 10400 | Camping |
Als ich um 07:00 Uhr das am Abend zuvor bestellte Frühstück bekam, saß ich nicht alleine draußen vor der Bar. Ein bayrisches Ehepaar in Begleitung ihrer oder seiner Mutter saß an einem der Tische, frühstückten bereits und hatten sichtlich gute Laune. Der Nörgler vom Vorabend mit seiner eingeschüchterten Frau hätte mir gerade noch gefehlt. Mit den Bayern unterhielt ich mich eine Zeitlang über „Gott und die Welt“, ein sehr nettes Gespräch, eine freundliche Verabschiedung, um 07:30 Uhr saß ich kurz darauf auf dem Rad. Auf sehr kleinen und am Sonntag kaum befahrenen Straßen tastete ich mich langsam an die Apenninen heran. Einige Rennradfahrer und Mountainbiker waren unterwegs, sie riefen mir etwas zu, was ich nicht verstand, sie wollten mich wohl anfeuern, was ich sehr nett fand.
In dem kleinen Ort Castellarano hatte ich das Erlebnis, dass mich eine ältere Dame dermaßen zuquatschte, dass ich fast schon fliehen musste. Sie wollte einfach nicht registrieren, dass ich von dem, was sie sagte, so gut wie nichts verstand. Ich hatte überhaupt keine Frage gestellt, einzelnen Gesprächsbrocken konnte ich entnehmen, dass sie mir einiges über den Ort erzählte, dann wieder erklärte sie mir, wo der Supermarkt zu finden sei. Ich nahm es locker und nutzte die Chance, die sich in einer winzigen Redepause ergab und ergriff die Flucht.
An dem Tag hatte ich ordentlich mit Höhenmetern zu kämpfen, genoss aber trotzdem die herrliche Ruhe in der Natur. Dieser Sonntag strahlte etwas Besonderes aus. Die älteren Menschen hatten in den Dörfern ja die Gewohnheit, bereits morgens draußen vor der Bar zu sitzen und Karten zu spielen, es war ihre Freizeitbeschäftigung. Als ich in Lugo, einem sehr kleinen Ort, vor der einzigen Bar eintraf, stand plötzlich das „halbe Dorf“ um mich herum. Während einige beim Betrachten meines bepackten Gespanns munter drauf los plapperten, von dem ich leider wenig verstand, bemerkte ich, wie ein älterer Herr in die Bar lief, anscheinend um Hilfe zu holen. Es dauerte nur einen Moment, dann kam er mit dem Mann aus dem alten Gebäude, der wohl die einzigen Brocken Englisch sprach. Viele Fragen prasselten auf mich ein, auf die ich artig eine Antwort gab. Wenn ich an die Situation zurück denke, fällt mir immer wieder ein, dass ich mich dort zu keiner Zeit bedrängt oder unwohl fühlte, nein ich fühlte mich trotz der sprachlichen Probleme unter ihnen absolut wohl.
In Palagano radelte ich durch eine Art Stadtfest, gleichzeitig gab es einen Markt. An den Marktständen und den freundlich grüßenden Menschen vorbei, radelte ich in Ruhe durch den Ort, hielt dort aber nicht an, zu viele „Zeit fressende“ Höhenmeter standen an dem Tag noch auf dem Programm. Die letzten Kilometer hinauf zum Passo Cento Croci waren schon ein ziemlicher Kampf. Erstens gab es eine Senke von 100 Höhenmetern, darüber hinaus zog die Straße immer mal wieder auf 12 % Steigung an. Erst um 16:00 Uhr stand ich oben auf der Passhöhe.
Auf der Abfahrt in meinen Zielort Pievepelago gab es noch ein paar kleinere Gegensteigungen, um kurz vor 17:00 Uhr war es dann aber geschafft. Auf dem Campingplatz gab es ein sehr schönes Restaurant, in dem ich auch den Abend verbrachte. Ein paar Zeilen über den Tag schreiben, lecker essen und ein wenig Fußball schauen, reichte als Abendbeschäftigung und rundete den Tag ab. Die Stimmung im Restaurant war an dem Abend sehr gut, kein Wunder, wo doch Italien im EM Spiel gegen England gewann. Ich freute mich erkennbar mit den italienischen Gästen und lies sie merken, dass ich auf ihrer Seite stand.