16.Tag: Flacher als in der Po-Ebene geht es nicht, oder auf nach Modena |
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Datum | Km | Σ Km | Hm | Σ Hm | Übernachtung |
23.06.2012 | 126 | 1464 | 200 | 9100 | Camping |
Eine herzliche Verabschiedung von meinen holländischen Nachbarn um kurz vor 08:00 Uhr ist mir von dem Tag in Erinnerung geblieben, für sie ging es ja wieder nach Hause, für mich auf weitere große Tour. Von Sirmione aus in Richtung Süden war es zunächst noch ein wenig hügelig, dann weiter in der Po-Ebene sehr flach. Als Reiseradler mit Hänger in der Po-Ebene unterwegs, war ich der absolute Exot. Immer wieder überholten mich Autos, deren Beifahrer entweder den Daumen hochzeigten oder mich mit Anfeuerungsrufen begeistert motivierten. Es war irgendwie schön, so begleitet zu werden. Um ca. 11:00 Uhr traf ich in Mantua ein. Eine faszinierende Innenstadt erwartete mich. Jedesmal wenn ich meine Blickrichtung änderte, gab es ein neues Fotomotiv.
Mantua ist nicht groß, mit knapp 50.000 Einwohnern in etwa mit meiner Heimatstadt Dorsten vergleichbar. Besonderheiten der Stadt sind der romanische Dom, die Renaissancekirche Sant Andrea und der Pallazo Ducale. In der Po-Ebene ist die Stadt einer der größten Umschlagplätze für Agrarprodukte der Region. Mir gefiel es dort! Ich schlenderte ein wenig durch die Gassen, staunte über die prunkvollen alten Gebäude und fühlte mich trotz der enormen Hitze rund um wohl. Was hatte ich auf meiner Tour nicht inzwischen schon alles gesehen, Mantua bereicherte die Liste. Etwa 10 km hinter Mantua überquerte ich auf einer Brücke den Po. Der breite Fluss war kein reißender Fluss, auf voller Breite floss der Strom eher gemächlich dahin.
Die Po-Ebene fand ich mit Ausnahme von Mantua und einigen kleineren recht hübschen Örtchen etwas langweilig. Weinanbau-, Getreideanbau- und Obstanbauflächen wechselten sich immer mal wieder ab, ein paar Wasserkanäle sahen recht nett aus, es fehlte aber etwas Besonderes fürs Auge. Novellara gefiel mir als Ort an dem Tag noch recht gut. Als ich dort ankam, hatte ich knapp 100 Tageskilometer gefahren und war aufgrund der Hitze ziemlich ausgezehrt. Eine Pause war dringend nötig, deshalb suchte ich als erstes ein Cafe. Dort kaufte ich mir eine kalte 1,5 Liter PET Flasche Wasser und eine Cola.
Nachfolgend mal ein paar Fotos von Novellara. Erkennbar ist, dass ich als Radreisender wohl fast der einzige „Verrückte“ war, der bei der Hitze noch unterwegs war. 10 km vor meinem Zielort, einem Campingplatz westlich von Modena braute sich hinter mir, also im Norden, ein Gewitter zusammen. Ich wurde auf den letzten Kilometern nicht nass, der Regen wäre von oben auch eher eine wohltuende Erfrischung gewesen.
Das Zelt kaum aufgebaut und Schlafmatte und Schlafsack im Zelt gesichert, hatten die dicken Wolken Modena erreicht. Für den trockenen Boden waren die 10 Minuten Regen viel zu wenig, ich hatte gerade geduscht, da war der Regenschauer schon wieder vorbei. Der Campingplatz in Modena war recht einfach gehalten, ein typischer Durchgangsplatz, auf denen Urlauber eine Nacht verbrachten, um einen Tag weiter nach Hause oder in ihren Urlaubsort zu fahren. Einen längeren Aufenthalt würde dort wohl kaum jemand buchen. Ich kam mit den Besitzern an dem Abend trotzdem recht gut klar, weil es als Essen ohnehin nur ein Pizza Margherita und als Getränk Mineralwasser und Bier gab. Bei der riesigen Auswahl fiel die Entscheidung natürlich nicht schwer.
Beim Essen meiner Pizza Margherita hatte ich draußen vor der Bar die Ruhe noch alleine genossen, etwas später gesellten sich dann einige Gäste hinzu. Während ich ein paar Zeilen in meinen Netbook schrieb, setzte sich ein aus Süddeutschland stammendes Paar ohne zu fragen mit an meinen Tisch, obwohl andere Tische nicht besetzt waren. Ein Gespräch kam auf meine Rückfrage, woher sie denn kämen ,nicht zu Stande, er oder sie antwortete nicht, sie hatten offensichtlich anderen Stress. Bei der Unterhaltung zwischen den beiden bekam ich dann mit, dass nur er erzählte. Wenn sie etwas sagte, machte sie sogleich einen Rückzieher, sobald ihm etwas an ihrer Äußerung nicht gefiel. Der Umgang miteinander schien mir Routine zu sein, deshalb hielt ich mich raus, schrieb ein paar Zeilen in meinen Bericht und hoffte, dass sie endlich gingen, sie nervten und verdarben mir den Abend.
Irgendwann bequemte sich der Herr doch tatsächlich, mich am selben Tisch zu registrieren und mich zu fragen, woher ich denn käme. Ich tat auf sehr beschäftigt, ignorierte ihn und gab ihm eine merklich knappe Antwort. Etwas später bekam ich noch mit, wie er über alles Mögliche aus seinem vergangenen Urlaub nörgelte. Was war das nur für ein Mensch, ich war nahe daran ihn zu fragen, ob es irgendetwas Positives in seinem Leben gäbe, seine Frau tat mir einfach nur leid.
Wie schön, dass an dem Abend noch ein wirklich nettes deutsches Ehepaar erschien, mit dem ich mich noch einige Zeit unterhielt.