03.Tag: Die Dampfeisenbahn am Col de St. Michel |
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Datum | Km | Σ Km | Hm | Σ Hm | Übernachtung |
25.06.2006 | 74 | 188 | 1460 | 3600 | Camping "Le Haut Verdon" |
Der Tag begann schon super. In der Nacht hatte ich mich gut von der ersten Tagesetappe erholt und freute mich auf ein Frühstück. Der Campingplatzbesitzer begrüßte mich und brachte mir alles was das Herz bzw. der Magen begehrt. Am Abend zuvor hatte ich noch ein ca. 35 Jahre altes holländisches Pärchen kennen gelernt. Sie waren schon seit Monaten unterwegs und waren bereits über 3000 km mit ihren Rädern gefahren. Um es vorwegzunehmen, ich traf sie noch auf zwei weiteren Campingplätzen wieder. Die Verabschiedung vom Campingplatzbesitzer und von den Holländern war sehr herzlich ausgefallen. Der Campingplatzbesitzer wünschte mir eine weitere gute Fahrt und uns beiden, dass Deutschland gegen Frankreich im Endspiel der WM aufeinander treffen würde. Wie wir wissen kam es anders. Kaum einen Kilometer geradelt gab es einen ersten Blick auf das am Hang gebaute St. Auban. Vor dem Ort rechts abgebogen ging es direkt in die Clue de St. Auban hinein, einer engen Schlucht, in der die Straße in den Fels gesprengt werden musste.
Von der Ferne betrachtet wirkte die Clue de St. Auban wie ein riesiger Felsblock der durch gewaltige Naturkräfte geteilt worden war. Ich fuhr quasi unter dem Felsen hindurch, rechts von mir rauschte das Wasser. Toller Ausblick gleich früh am Morgen. Bis zu dem kleinen Ort Brianconnette lies sich alles locker fahren, danach ging es sogleich zur Sache. Die 16 % ige Straßenführung erforderte von mir konzentriertes Fahren. Drücken, Ziehen, Drücken, Ziehen, nur so war es möglich mich und mein Gespann sich auf den Col de Buis zu bringen.
Auf der Passhöhe in 1199 m Höhe gab es kein Passschild. Das ich mich an der richtigen Stelle befand, konnte ich nur der Ausschilderung entnehmen. Bis nach „La Serre“, einem winzigen Ort ging es nur gut 3 km Kilometer bergab, bevor dann der nächste Anstieg bevorstand. 400 Höhenmeter sauste ich dabei bei mäßigem Tempo ins Tal. Auf der kleinen Brücke in La Serre (Tiefpunkt) hielt ich kurz an um das nachfolgende Foto zu machen. Der Ort besteht nur aus einigen wenigen Häusern. Als ich hindurchfuhr, war kein Mensch weit und breit zu sehen. Den Col de Felines musste ich dann nur noch ca. 130 Höhenmeter hinauf um im Anschluss wieder 400 Höhenmeter hinabzufahren.
Die Abfahrt nach Entrevaux ist beeindruckend. Während man in kleinen Kehren hinabfährt, bekommt man immer wieder einen Blick auf das mittelalterliche Städtchen. Vor zwei Jahren waren wir unten durch das Tal gefahren und hatten auf dem Campingplatz in Entrevaux übernachtet. An diesem Tag aber wollte ich ja weiter über den Col St. Michel noch bis Colmars de Villars radeln.
Nach einigen Einkäufen ging es weiter in Richtung Annot, dem Startort zum Col St. Michel. Immer wieder werde ich auf der Fahrt von einigen Autofahrern kurz angehupt. Der winkende Arm signalisiert mir dann, dass sich niemand über mich ärgert, sondern dass man mich anfeuern möchte. Es motiviert schon, wenn einem die Fahrer zu winken oder mit „Bon Courage-Rufen“ anfeuern. Hinter Entrevaux sah ich in der Ferne eine Dampfeisenbahn. Der Versuch mit meinem Gespann näher heranzukommen misslang. Sie war einfach zu schnell für mich. Ein Foto dann mit Hilfe des Zooms hinbekommen. In Annot herrschte Sonntagsstimmung. Der Bouleplatz war voll belegt, überall wurden die Kugeln geworfen oder einfach nur gequatscht. Etwas weiter von mir spielte eine Musikgruppe. Draußen vor einer Bar genehmigte ich mir erst einmal ein Baguette mit Schinken und Käse, lauschte der Musik und freute mich, dass gestern nicht gefahrene Etappenstück wieder aufgeholt zu haben. Die 750 Höhenmeter zum Col St. Michel würde ich gestärkt auch noch locker schaffen.
Den Col St. Michel hinaufzuradeln war nicht so schwer. Die ziemlich konstante Steigung von ca. 7 % machte mir keine großen Schwierigkeiten. Interessant an dem Pass ist die auf der anderen Seite sehr hochführende Eisanbahnlinie, die erst hinter dem Ort Meailles in einem Tunnel verschwindet. Das erste Stück der Straßenführung sieht man die Bahnlinie immer hoch oben liegen, später schaut man von oben auf sie herab. Auf der Passhöhe war nichts los, kein Mensch weit und breit. Ein paar Gebäude, noch nicht einmal eine Möglichkeit etwas zu trinken. Die Abfahrt gefiel mir, weil der tief unten liegende Fluss Verdon und die parallel dazu führende Straße häufig zu sehen war. Weit voraus konnte man die Stelle erahnen an der die D908 auf die D955 treffen würde. Bis zu dem mir aus den Jahren 2003 und 2004 bekannten Campingplatz in Colmars de Villars waren noch ca. 10 km mit leichter Steigung zu fahren. Nachstehend noch zwei Fotos, die ich in dem langgezogenen Tal bis Colmars Villars machte. Den Campingplatz erreichte ich bereits um 16:00 Uhr, da blieb natürlich reichlich Zeit um in den Pool zu springen und die alltäglichen Dinge wie Trikot waschen usw. zu erledigen.
Am späten Nachmittag kam zum ersten Mal der MP3-Player im Handy zum Einsatz. Ich schlenderte mit Musik in den Ohren 2- 3 km am Verdon entlang und genoss so richtig die Ruhe. Mein Zelt stand auf demselben Stellplatz wie im Jahr 2003, warum weis ich selber nicht, vielleicht wird man ab einem gewissen Alter irgendwie nostalgisch.
Abends war es schon ein komisches Gefühl draußen vor dem Restaurant zu sitzen und sich an die Besuche im Jahr 2003 und 2004 zu erinnern. Im Jahr 2003 war ich zum ersten Mal alleine in Colmars, im Jahr 2004 mit Felix, Willem und Burkhardt. Wie sehr häufig in Frankreich bekommt man frühestens um 19:00 Uhr im Restaurant etwas zu essen, so auch hier. Die ganze Speisekartenpalette stand ohnehin nicht zur Auswahl und so wählte ich einen leckeren Thunfischsalat und ein Omelett. Es war ruhig im Restaurant, der Platz war auch lange nicht so stark belegt wie in den Vorjahren. Ich denke es lag an der Jahreszeit. Im Juli würde hier mehr Trubel herrschen.