02.Tag: Von Bar sur Loup nach St. Auban |
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Datum | Km | Σ Km | Hm | Σ Hm | Übernachtung |
24.06.2006 | 78 | 114 | 1631 | 2140 | Camping "La Pinatelle" |
Mit Blick auf das Tagespensum verließ ich bereits um 08:00 Uhr den Campingplatz in Bar sur Loup um schon zu früher Tageszeit einige Kilometer runterzuspulen. Das es an diesem Tag heiß werden würde, war schon bereits um 09:00 Uhr kräftig zu spüren. Die Sonne brannte gnadenlos und nicht nur auf die Menschen. In Grasse (wegen seiner Parfüme berühmt!) hielt ich mich nicht all zulange auf. Mich zog am frühen Morgen nur der Place Aux Air an. An dem Brunnen in der Innenstadt hatten wir bereits 1998 eine kleine Pause eingelegt und die Beine im Brunnen baumeln lassen. Ein Foto musste natürlich gemacht werden.
Auf dem Weg zum ersten Col dem Col de la Leque radelte ich durch die Orte Cabris und S. Cezaire s-Siagne. In Cabris geriet ich mit meinem Gespann in einen Triathlon. Schon am Ortseingang waren mir die vielen Läufer aufgefallen, die überholt werden mussten. Am Kreisverkehr am Ortsausgang kamen mir dann Rennräder auf einer abschüssigen Straße mit ca. 50 km/h entgegen. Erst hier reagierte die im Kreisverkehr stehende Polizei. Sie hatten wohl bemerkt, dass ich da irgendwie nicht hingehörte. Andererseits war die Strecke auch keineswegs abgesperrt. Nun ja, der noch freundliche Ton wenn auch bestimmend verschlechterte keineswegs meine Stimmung, schließlich stand ich am Ortsausgang und konnte ohne Probleme weiter nach Cezaire s-Siagne radeln. In Cezaire war Markttag. Es war nicht so leicht mit dem Rad so durch die Menschenmengen zu schieben, das keiner über den Hänger fiel. Ein so tiefes Hindernis wurde schließlich von den vielen Menschen nicht erwartet.
Durch das wellige Profil hatte ich bis Cezaire zwar bereits die ersten 400 Hm in den Beinen. Die noch fehlenden ca. 200 Hm bis zum Col de Leque (695 m) hinaufzukurbeln, stellten nun wirklich kein Problem dar. Mit mäßiger Steigung ging es in zwei langgezogenen Kehren hinauf bis ich an der für mich höchsten Stelle stand und vergeblich ein Passschild suchte. Ein Foto konnte ich nur von einem Stein machen, auf dem die Höhenangabe zu lesen war.
Die 4 km nach St. Vallier de Thiey waren so eine Art Mini-Abfahrt. Mehr als 50 Höhenmeter ging es kaum hinab. Im Ort wurde ich von einem französischen Ehepaar angesprochen, denen die Begeisterung für das Radreisen und auch wohl für meine Ausrüstung anzumerken war. Leider war die Unterhaltung etwas zähflüssig, weil meine sehr wenigen Französischkenntnisse und ihre fehlenden Englischkenntnisse ein wirkliches Gespräch kaum ermöglichten. Trotzdem verabschiedeten wir uns mit Handschlag. Beim Anstieg zum Col de Ferrier fiel der Blick immer wieder zurück auf den immer tiefer liegenden Ort St. Vallier de Thiey.
Aufgrund der fehlenden Bäume war an Schatten kaum zu denken. Die Temperaturanzeige im Tacho stieg auf über 40 Grad Celsius und so langsam grübelte ich langsam darüber nach, ob die geplanten gut 100 km aufgrund der nicht eingeplanten Höhenmeter und Hitze machbar waren. Hinzu kam, dass auf der Strecke über den Col de Ferrier, Col de la Sine und Col de Castellares keine Möglichkeit bestand die Wasserflaschen erneut zu füllen. Vor dem Anstieg zum Col de Bleine fühlte ich mich durch die Hitze ziemlich ausgelaugt. Keine Einkaufsmöglichkeit oder Brunnen weit und breit. Wasser hatte ich zu dem Zeitpunkt noch „genug“, aber mein Magen knurrte und so entschied ich mich eine Pause einzulegen und ein Süppchen zu kochen.
Manchmal haben Radler ja auch Glück! Keine 300 m hinter meiner Picknickstelle an einer Straße, die nun wirklich kaum befahren war, entdeckte ich ein Wohnmobil. Etwas links versetzt dahinter im Schatten sitzend die Besitzer, die es sich im schattigen Wald gemütlich gemacht hatten und deren Hund. Kaum hatte der Hund angeschlagen, stand der Mann auf und blickte in meine Richtung. Meine Gelegenheit, dem Hund ein Schnippchen zu schlagen. Er wedelte mit dem Schwanz und ich mit den Wasserflaschen. Herrchen kannte also direkt meinen Wunsch. Nachdem der Hund vom Besitzer aus dem Verkehr gezogen war, füllte der Mann mir im Wohnmobil die Wasserflaschen und ich fühlte mich sofort viel wohler. Mein ausgesprochenes „DANKE“ führte dann dazu, dass seine Frau mich auf Deutsch ansprach. Die Welt war mal wieder klein. Wo kommen sie her, wo wollen sie mit dem ganzen Gepäck hin, waren wie schon häufig die Fragen. Die Unterhaltung war sehr nett und die Hilfsbereitschaft enorm hoch. Ich freute mich und musste keinesfalls mit leeren Wasserflaschen zum Col de Bleine starten. Zum Col de Bleine ging es ca. 300 Höhenmeter durch Nadelwald hinauf. Die erste „richtige“ Abfahrt über 11 km bis kurz vor dem Ort St. Auban genoss ich richtig.
Mein Tagespensum war auf 77 km und 1630 Höhenmeter angewachsen und es war inzwischen 17:00 Uhr. Für den ersten ganzen Radtag reichte es in der Hitze durchaus. Als ich das Campingplatzschild vor St. Auban entdeckte wurde der Entschluss hier zu übernachten binnen Bruchteilen von Sekunden gefällt. Die geplanten fehlenden knapp 20 km ließen sich am darauffolgenden Tag problemlos mit bewältigen, wobei die Höhenmeterzahl des folgenden Tages auch mit Zuschlag nicht die des heutigen erreichen würde.
Noch auf der Zufahrtstraße des Campingplatzes traf ich ein älteres Ehepaar mit Fahrrad, die ohne Gepäck unterwegs waren. Ein erster Blick auf beiden Seiten, na in welcher Sprache muss ich mich mit meinem Gegenüber unterhalten? Es war gar nicht so einfach sie richtig einzuordnen. Wie sich herausstellte, waren es dann aber doch Deutsche, die kleine Tagestouren mit ihrem Rad unternahmen. Eine Gesprächsbasis war sehr schnell hergestellt. Wir alle waren schon häufig in Südfrankreich unterwegs gewesen. Gesprächspotential war also reichlich vorhanden.
Der Campingplatz selber war sehr angenehm. Es stimmte auch am zweiten Tag einfach alles. Klein und familiär gehalten, mit einem Besitzer der jeden Gast mit Handschlag begrüßte und verabschiedete. Um 17:20 Uhr saß ich frisch geduscht in der Bar und freute mich darüber, dass kaum waren 20 Minuten gespielt, es im Achtelfinale der Weltmeisterschaft bereits 2:0 für Deutschland gegen Schweden stand. Am Ergebnis änderte sich auch nichts mehr.