07.Tag: Die 500 Höhenmeter von St. Enimie nach St. Geniez d´Olt |
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Datum | Km | Σ Km | Hm | Σ Hm | Übernachtung |
21.09.2010 | 59 | 355 | 715 | 2515 | Camping La Boissiere |
Am Abend zuvor hatten wir mit unserem Hotelbesitzer noch ein nettes Gespräch geführt. Anlass unserer Unterhaltung in englischer Sprache war der Umstand, dass wir einen Tag später einen Talwechsel vornehmen mussten. Um hinüber ins Lot-Tal zu gelangen, führte die Straße 14 km und 450 Höhenmeter steil bergauf. Ich fragte ihn nach der Möglichkeit eines Großraumtaxis. Das Taxi sollte uns nur das schwerste Teilstück den Berg hinauffahren, danach würden wir mit den Rädern weiterradeln. Etwas Enttäuschung machte sich in unseren Gesichtern breit, als die Antwort kam, dass es in Sainte Enimie überhaupt kein Taxiunternehmen gab. Ein Taxi in der Größe eines Transporters hätte von weit her geordert werden müssen. Wenige Sekunden später hellten sich unsere Gesichter auf. Der Hotelbesitzer erzählte uns von seinen vielen Kindern und das eine Großfamilie auch ein großes Auto hätte, als ein Lächeln in seinem Gesicht erschien. Er war gerne bereit uns mit seinem Mercedes Vito am folgenden Morgen den Berg hinauf zu fahren. Unser Problem war gelöst.
Wir hatten an dem Morgen noch einige Zeit, weil der Hotelbesitzer sich natürlich zunächst um seine anderen Hotelgäste kümmern musste. Ich studierte ein wenig den weiteren Streckenverlauf auf der mitgeführten Karte und Claudia schrieb Ansichtskarten, eine knappe Stunde später war er bereit. In den Laderaum des Vito passten die Räder ohne Laufraddemontage vollständig rein. Wir sicherten die Räder ein wenig mit den Spanngurten, packten die Taschen dahinter und schon ging es los. Steil führte die Straße den Felsbuckel hinauf. Auf der linken Seite hatten wir immer eine schöne Aussicht in das tief unten liegende Tarn Tal. 14 km weiter standen wir oben auf einer Kuppe, wir hatten mit dem Vito den höchsten Punkt erreicht.
Das vor Ort aufgezeichnete Höhenprofil zeigt das erste Stück, auf dem die Straße steil bergauf führte. Liebe Leser, ja wir hatten ein wenig „geschummelt“, ich hatte aber eine zufriedene und glückliche Frau. Die Talfahrt war der Hit! Kilometer lang schlängelte sich die Straße durch das wunderschöne Tal. An einem Golfplatz (Golf du Sabot) hielten wir noch einmal kurz an, machten zwei Fotos und radelten dann weiter bis in den kleinen Ort La Canourgue.
In La Canourgue gibt es eine Touristeninformation. Dort deckten wir uns mit reichlich Informationsmaterial über die Region „Vallée du Lot“ ein und ließen uns ein wenig beraten. Campingplätze gab es am Lot ja genug, wir wussten aber nicht, ob ein Teil dieser Plätze möglicherweise schon geschlossen war.
Auf dem obigen Höhenprofil kann man sehr deutlich den zweiten Anstieg des Tages über 170 Höhenmeter sehen. Der schweißtreibende Aufstieg beginnt kurz hinter dem kleinen Ort Saint Laurent D´Olt. Wir waren kaum von der D45 auf die D988 eingebogen, als die Steigung merklich anzog. Eine unheimliche Ruhe herrschte dort. An Kuhwiesen, Apfelbäumen und alten Gehöften vorbei führte die Straße langsam bergauf, die Landschaft konnte kaum lieblicher sein.
Bereits um 15:00 Uhr erreichten wir nach 40 Radkilometern (Gesamt = 54 km) unseren Zielort Saint-Geniez D´Olt. Hinweisschilder führten uns in den östlichen Teil des Ortes, dort musste der Campingplatz „ La Boissiere“ zu finden sein. Als wir dort eintrafen, war kein Mensch zu sehen, die Rasenflächen waren leer, kein Zelt oder Wohnwagen, die Befürchtung war eingetreten, das der Campingplatz bereits geschlossen hatte. Aber was war das? Wir hörten Geräusche! Im unteren Platzteil fuhr ein Mann auf einem Rasenmäher eine Wiese entlang. Wir winkten einige Zeit, bis sein Blick in unsere Richtung fiel und er den Rasenmäher stoppte. Unsere Räder hatten vermutlich den Ausschlag gegeben. Wo sollten wir noch hin? Er lief auf uns zu und erklärte uns, dass der Campingplatz bereits geschlossen war, wir könnten dort aber kostenlos übernachten, er hätte nichts dagegen. Er zeigte auf das geöffnete Sanitärgebäude und machte den Motor des Rasenmähers wieder an, das Gespräch war für ihn beendet. So etwas hatten wir auf unseren Touren auch noch nicht erlebt. Ein Campingplatz mit großem Pool, ein gründlich gereinigtes Sanitärgebäude und das alles für uns allein.
Am frühen Nachmittag näherten wir uns dem Ortskern von Saint-Geniez D´Olt von der Lot Seite her. Wie hatten einen kleinen Pfad entdeckt, der am Wasser entlang bis ins Zentrum führte. In Saint-Geniez D´Olt befindet sich ein altes Kloster. Eine Besichtigung können wir nur empfehlen. In den alten Klosterarkaden befindet sich auch die Touristeninformation. Für den Abend deckten wir uns im Ortskern mit Lebensmitteln ein und verbachten den restlichen Abend am Campingplatz. Mal etwas selber zu kochen, machte in der Ruhe richtig Spaß.