A  l  p  e  n  r  a  d  t  o  u  r  e  n  .  d  e

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 05.Tag: Cáceres ist eine faszinierende Stadt

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
31.05.2011 80 345 715 3100 Pension Carretero

 

Merida verließ ich an dem Morgen bei bedecktem Himmel. Die Luft war noch etwas feucht, es sah aber nach Wetterbesserung aus. Ein letzter Blick auf das Aquädukt Los Milagros, dann war die nördliche Stadtgrenze  erreicht. Ich überholte einige Pilger, die früh gestartet waren und radelte hinaus in die Natur. Mein erstes Tagesziel war der Stausee von Prosperina, der laut Reiseführer der größte aus römischer Zeit stammende Stausee ist. In Morgendunst gehüllt lag der See ruhig da und erzeugte eine fast unheimliche Atmosphäre. Ich war allein, kein Mensch war weit und breit zu sehen und hinter dem See wurde die Strecke immer idyllischer.

Etwa 2 km radelte ich so in guter Laune vor mich hin, bis ich in der Ferne eine ältere Pilgerin sah. Ich hatte sie in der Herberge bereits kurz kennengelernt und wusste, dass sie an dem Tag zu ihrer letzten Etappe aufgebrochen war. Ich freute mich sie zu sehen und war erstaunt, dass sie an dem frühen Morgen bereits knapp 10 km gelaufen war. Wir unterhielten uns einige Zeit und wünschten uns dann eine gute Reise. An einer Straßenteilung führte der originale Pilgerweg auf eine Piste, die vom Regen des letzten Tages vollkommen aufgeweicht war. Aus diesem Grund verließ ich den Pilgerweg, bog rechts ab und radelte zur N-630. Keine zwei Kilometer weiter ging es dann wieder in Richtung Nordwesten auf den Originalpilgerweg.

In Aljucén befindet sich direkt gegenüber der kleinen Dorfkirche eine Bar. Vor der Bar tummelten sich an dem Morgen einige Pilger, die bereits die ersten Kilometer hinter sich gebracht hatten. Die vier Spanier, die mit Rädern unterwegs waren, sprachen kein Wort Englisch, die Kommunikation fiel natürlich schwer. Schön fand ich, dass wir uns aufgrund desselben Ziels auch in den Folgetagen immer wieder trafen. Wir freuten uns jedesmal uns zu sehen. Mit zwei belgischen Pilgern unterhielt ich mich einige Zeit über die bereits gelaufene bzw. gefahrene Strecke, die hinter uns lag. Man hatte denselben Weg, machte jedoch die unterschiedlichsten Erfahrungen. Danach ging es mit in der Bar gefüllten Wasserflaschen wieder auf die Piste.

Hinter Aljujén führt die Via de la Plata mitten durch den Parque Natural de Cornalvo. Das Naturschutzgebiet ist ein einzigartiges, mehr als 10.000 Hektar großes Gebiet, in dem unzählige Tier- und Pflanzenarten anzutreffen sind. Im Park sollen über 200 verschiedene Wirbeltiere beheimatet sein. Die einzigen Menschen, die ich auf der knapp 20 km langen Strecke bis Alcuéscar traf, folgten einem Rundwanderweg, ansonsten war ich allein. Es handelte sich um zwei Frauen, die ich an einer Stelle traf, wo die Via ein kleines Bachbett quert. Auf dem GPS-Gerät hatte ich bereits gesehen, dass die Straße links abbog, die Via aber weiter geradeaus ging. Den gelben Pfeil hatte ich wohl übersehen. Die Wanderfreundinnen kannten sich dort aus und halfen mir wieder auf den Weg.

Alcuéscar ist ein kleiner Ort, der eine Besonderheit besitzt. An der westlich vom Ort gelegenen Landstraße befindet sich die Kongregation der Brüder von Maria und den Armen (Congregación de Maria y de los Pobres), die sich, wie der Name schon sagt um Arme und Kranke kümmert, aber auch Pilger aufnimmt. Da ich in Alcuéscar nicht übernachten wollte, schaute ich mir das Gebäude nur kurz von außen an. Der Ort selber hatte  ansonsten nicht viel zu bieten. Auf den weiteren 15 km nach Aldea del Cano kam ich an Zeitzeugen der alten römischen Straße vorbei. Mal war ein  römischer Meilenstein geschickt in eine Mauer integriert, ein anderes Mal stand ein Meilenstein von weitem sichtbar am  Wegrand in der Wiese.

Es war kurz nach 13:00 Uhr, als ich den Originalpilgerweg verließ und auf die parallel verlaufende N-630 schwenkte. Der Pistenzustand war merklich schlechter geworden, die vorne tief hängenden Radtaschen schliffen rechts und links im Gras, die Sturzgefahr war mir einfach zu hoch. Dazu kam, dass die Mittagshitze drückte, etwas schneller nach Aldea del Cano zu kommen, war das Ziel. Auf der N-630 ging es zügig vorwärts. Nur ca. 100 m vom Originalweg entfernt führte die Straße direkt bis in Ortszentrum von Aldea del Cano.

Bei der Ankunft in Aldea del Cano fühlte ich mich von der Hitze total ausgelaugt, hinzu kam etwas Hunger. Auf der Suche nach einer Bar (Restaurant) kurbelte  ich mein Rad durch den menschenleeren Ort und fotografierte kurz die Kirche. Eine Möglichkeit etwas zu essen fand ich aber erst an der N-630. Tja und dort traf ich auf eine lustige belgische Rennradfahrergruppe, die mit Begleitfahrzeug mehrere Tage durch Extremadura tourte. Während meine Calamares brutzelten kamen wir reichlich ins Gespräch, unterhielten uns über alle möglichen Radtouren und entdeckten viele Gemeinsamkeiten. Kurzentschlossen vereinbarten wir, nach dem Essen gemeinsam nach Cáceres zu radeln.

Die Gruppe war aufgrund des teilweise großen Altersunterschiedes in mäßigem Tempo unterwegs. Auf den 23 km an gemeinsamen Weg konnte ich ganz gut mithalten, meine Befürchtungen hatten sich zerschlagen. Im rtszentrum von Cáceres trennten sich leider unsere Wege. Die Gruppe hatte ihre Hotelübernachtung im Parador vorgebucht, ich selber radelte ins Zentrum bis zum Plaza Mayor, um mir noch eine Unterkunft zu suchen. Die Pilgerherberge befand sich etwas abseits vom Zentrum, aus dem Grund wählte ich die kleine Pension Carretero, in der ich für 15,- Euro Unterschlupf fand. Direkt an der Plaza Mayor gelegen war sie der ideale Ausgangspunkt für einen abendlichen Bummel durch die herrliche Altstadt.

Viele spanische Städte hatten einen maurischen Ursprung, bei Cáceres war das auch nicht anders. Der heutige Altstadtkern stammte im Wesentlichen aus dem 15.-16. Jahrhundert. Er wurde wegen seiner Einzigartigkeit von der UNESCO zum Weltkulturerbe der Menschheit erklärt. Bei meiner Ankunft auf dem Plaza Mayor fielen mir als erstes wieder die kleinen Zelte auf, die ich auch in anderen spanischen Städten bereits wahrgenommen hatte. Die Jugend Spaniens demonstrierte dort gegen die in Spanien vorhandene hohe Jugendarbeitslosigkeit und gegen Korruption. An Sehenswürdigkeiten gibt es in Cáceres die Kathedrale und das Casa de Carvajal, einen Adelspalast aus dem 15. Jahrhundert.

An dem Abend hatte ich reichlich Spaß durch die alten Gassen zu laufen und hoch oben auf den Türmen und Kirchenspitzen die klappernden Störche zu beobachten. War das Ortzentrum am Nachmittag noch wie ausgestorben, begann das Leben auf dem Plaza Mayor regelrecht zu pulsieren.

 


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