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 13.Tag: Die wunderschöne Strecke nach Vilar de Barrio

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
08.06.2011 83 942 1320 9400 Pilgerherberge

 

Das Wort Service schien man an dem Morgen in meiner Habitaciones nicht zu kennen. War das Zimmer auch von hervorragender Qualität gewesen, ein Frühstück gab es nicht. Das einzige, was ich von dem jungen Mann an der Bar bekommen konnte, war ein Cafe. Besser als nichts dachte ich, setzt mich danach aber bereits um 08:15 Uhr aufs Rad. So früh zu starten konnte nicht schlecht sein, zumal 81 km auf dem Programm standen und es in Galicien durchaus hügeliger zuging, als auf meiner bisherigen Strecke.

Die N-525 verläuft dort parallel zur Autobahn über 250 Höhenmeter hinauf zum Canda Pass. Der Canda Pass ist eigentlich kein richtiger Pass, eher ein Scheiteltunnel, durch den die Nationalstraße in getrennten Röhren parallel zur Autobahn durch den Berg getrieben wurde. Immerhin führte die Straße aber bis auf eine Höhe von 1230 m NN hinauf. Mit der Fahrt durch den Scheiteltunnel hatte ich Kastilien/Leon verlassen und die Grenze nach Galicien überquert.

Die Abfahrt machte zwar reichlich Spaß, war aber nur wenige Kilometer lang. Vor dem Ort A Gudina musste ich noch einmal knapp 150 Höhenmeter zum Alto do Canizo (1085 m) hinauf, erst dann ging es in schnellem Tempo ins Ortszentrum von A Gudina. In A Gudina haben Pilger die Wahl zwischen zwei Wegvarianten. Der eine führt über Verin, der andere über Laza. Ich wählte den Weg über Laza, weil der in vielen Reiseführern als der schönere beschrieben wurde. Bevor ich den Weg nach Laza in Angriff nahm, gab es in einer Bar zunächst das versäumte Frühstück.

195,953 km war ich also noch von meinem Ziel Santiago de Compostela entfernt, auf drei Stellen nach dem Komma genau, die spanischen Vermesser mussten es wohl wissen. Was man vor A Gudine nicht erahnen konnte, war die Tatsache, dass die Strecke hinter dem Ort über 35 km zum Traum wird. Die ersten 25 Kilometer auf welligem  Terrain unterwegs, verliert die Straße nie mehr als 100 Höhenmeter, steigt dafür aber auch schon mal um denselben Wert an. Man fährt deshalb auf diesem Teilstück wie auf einem Scheitelkamm, hat unterwegs wunderschöne Ausblicke tief ins Tal, bevor es 10 km vor Laza über mehr als 500 Höhenmeter steil bergab geht. Nachstehend mal ein paar Fotos von dem ersten ca. 25 km langen Teilstück.

Am Kreuz hinter dem Ort Campobecerros hatte ich ungefähr den höchsten Punkt erreicht. Von dort führte der Weg nicht mehr auf Asphalt sondern auf einer Piste über 5 km bergab. Bis nach Laza waren es von dort zwar 10 km, mit dem Erreichen einer kleinen Häuseransammlung hatte man aber wieder Asphalt unter den Rädern, insofern war die Abfahrt auch mit einem Trekkingrad nicht so schlimm. In Laza hatte ich dann etwas Glück. Als ich auf den kleinen Supermarkt zurollte, wollte die Verkäuferin den Laden gerade schließen, sie ließ mich aber freundlicherweise noch rein, um meine Einkäufe zu tätigen. Viel hatte ich an dem Tag, mal abgesehen von dem Frühstück in A Gudina auch noch nicht gegessen. Etwas weiter in Richtung Ortsausgang gab es eine Bank, dort war dann die Pause fällig.

Gut 60 Tageskilometer waren an dem Tag bis Laza bereits geschafft. Bis zum Zielort Vilar de Barrio fehlten noch 21 km, 13 km gingen bergauf, der Rest bergab. Der Anstieg über ca. 500 Höhenmeter war auf der unbefahrenen asphaltierten Straße überhaupt kein Problem. Der Höhenmesser zeigte alle 15 Minuten 100 Höhenmeter mehr an, ich kam also zügig voran. In dem kleinen Ort Albergueria stand ich dann plötzlich vor der in vielen Reiseführern erwähnten Bar „Rincon del Peregrino“. Rincon de Peregrino heißt übersetzt wohl so viel wie „Pilgereck“, halt ein Punkt, an dem sich Pilger treffen. Die besondere Attraktion der Bar sind aber die vielen Jakobsmuscheln, mit denen die Wände dekoriert sind. Seit Jahren werden die vorbeiziehenden Pilger dazu aufgefordert, ihren Namen auf einer Muschel zu hinterlassen. Ja und so sieht es dann nach Jahren in der Bar und inzwischen auch in den angrenzenden Räumen aus. Ich trank dort noch eine Cola, radelte dann die letzten 50 Höhenmeter hinauf, um direkt danach die Abfahrt zu genießen. Der Zielort Vilar de Barrio lag 300 Höhenmeter tiefer, mein Tagespensum hatte ich quasi schon geschafft.

Die Pilgerherberge war von guter Qualität. Sie befindet sich direkt an der Straße und ist eigentlich nicht zu übersehen. Ich wurde dort von der spanischen Hospitelera herzlich begrüßt, bezahlte die 5 Euro und erhielt danach den Stempel in meinen Credential. In der Herberge gab es zwei Räume mit je 12 Betten. Als  ich den Raum für die männlichen Pilger betrat, war er leer, ich war mal wieder der einzige Gast. In der ganzen Herberge gab es damit drei Pilger, eine Kanadierin, eine Schweizerin und mich. Im Ort fand ich nach einigem Suchen noch einen Supermarkt, ein Restaurant hatte ich nicht gesehen. Nach ein paar Einkäufen und einem Kurzbesuch im Ort verbrachte ich den Abend in der Pilgerherberge.

 


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