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 18. Tag: Moissac - Condom

 Datum  km  Σ Km  Hm  Σ Hm  Übernachtung
 13.09.2016  78 + 5  1.817  1.003  10.347  Camping Municipal De L` Argente

 

Als ich an dem Morgen den Reißverschluss meines Zeltes öffnete und einen Blick auf den Himmel warf, war eines klar, keine Wolke am Himmel bedeutete weiterhin 38 Grad. Nach Wettervorhersage sollte es am Abend in meinem Zielort Condom ein starkes Gewitter mit sturmartigen Böen geben, aber bis dahin lagen noch 78 km Strecke vor mir.

Der Tag war gekennzeichnet durch ein ständiges auf und ab. Es waren jeweils nie mehr als 100 Höhenmeter zu bewältigen und trotzdem kamen mehr als 1.000 Höhenmeter zusammen.

Westlich von Moissac überquerte ich mit meinem Rad die breit dahinfließende Garonne auf einer alten Stahlbrücke, die von ihrer Konstruktion her sehr interessant war (siehe Fotos). Danach ging es über viele kleinere Örtchen in Richtung Südwesten. In den Orten traf ich nur vereinzelt Pilger, sie alle beklagten sich aber über die auf diesem Streckenabschnitt mangelhafte Infrastruktur. Alle wünschten sich mal eine Bar am Weg, aber selbst Wasser zu bekommen, fiel schon schwer. Mir selber gelang das erst in dem kleinen Ort Flamarens, in dem es ein altes Chateau zu besichtigen gab. 

In Miradoux fand ich endlich einen kleinen Supermarkt, um Getränkereserven zu „bunkern“. Davor traf ich auch ein sehr nettes Pärchen im Rentenalter aus Kanada. Sie wollte unbedingt ein Foto von mir mit Jakob am Rad machen, um es nach Kanada zu senden und ihrer Familie zu zeigen. Ok dachte ich, Jakob kommt ja schon weit rum. Etwas später gesellte sich noch ein Radlerpaar aus Belgien zu uns. Sie waren auf dem Weg nach Zaragoza und ebenfalls sehr nett. Den ganzen Tag hatte ich bis hierher nur wenige Menschen gesehen, kaum ein paar Worte mit jemandem gewechselt, jetzt aber gleich mit vieren.

Vor meinem Zielort Condom gab es auf den letzten Kilometern nur noch den Ort Lectoure. Er liegt auf einem Hügel oberhalb des Flusses Gers. Der Ort ist ein Thermalbad, an Sehenswürdigkeiten besitzt er eine Kathedrale, die für den kleinen Ort als zu groß geraten erscheint. Die Innenstadt war aus mir unbekannten Gründen gesperrt. Hinzu kam die Mittagshitze, die mich in Richtung Condom trieb.

Um 14:00 Uhr traf ich bereits im historischen Ort Condom ein. Ich war froh, so früh angekommen zu sein, denn es wurde eine Entscheidung fällig. Am Nachmittag sollte ein gewaltiges Unwetter aufziehen, es stellte sich die Frage nach der Unterkunft, Campingplatz ja oder nein? Bei einer Unterhaltung noch im Ortszentrum mit einer deutschen Pilgerin und ihrem französischen Begleiter fiel die Entscheidung, ich fuhr zum Campingplatz. Bei der Stellplatzwahl achtete ich darauf, nicht in einer Senke zu stehen, das die Zeltleinen straff gespannt werden mussten war selbstverständlich. Die Vorbereitungen waren getroffen, mehr konnte ich nicht tun.

Im Zentrum des Ortes schaffte ich es noch, mir die Innenstadt in Ruhe anzusehen, danach ging es los! Ich erinnere mich nicht daran, jemals in meinem Leben einen so krassen Wetterwechsel gesehen zu haben. Es dauerte keine fünf Minuten, in denen die Himmelsfarbe von blau bis ins pechschwarze wechselte. Mit dem Farbwechsel kam auch ein Wind auf, der die Stühle draußen vor den Restaurants durch die Luft fliegen ließ. Die Menschen rannten und retteten sich in die Gebäude und die Kellner mühten sich damit ab, die Möbel festzubinden. Während es wie aus Kübeln schüttete, standen andere Gäste an den Fensterscheiben und schüttelten mit den Köpfen, sowas hatten sie noch nie gesehen.

Als der Zauber vorbei war radelte ich wieder zum Campingplatz, mein Hilleberg Nallo 3GT stand noch „wie eine Eins“, nur hatte ich leider vergessen, mein Handtuch von der etwas abseits hängenden Wäscheleine zu nehmen.

So schnell wie das Gewitter Condom erreichte, so schnell war es auch wieder abgezogen.

 


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