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 14. Tag: Le Puy en Velay - Saint Alban

 Datum  km  Σ Km  Hm  Σ Hm  Übernachtung
 09.09.2016  78  1.420  1.605  7.838  Camping LeGalier

 

Am Abend zuvor hatte ich noch einen netten Motorradfahrer aus Bayern kennengelernt und ein wenig mit ihm geplaudert, an dem Morgen verabschiedete er sich von mir, er wollte mit seinem Motorrad über mehr als 800 km in einem Tag nach Hause.

Bereits um 08:00 Uhr saß ich auf dem Rad, wohl wissend, dass auf dem Weg nach St. Alban mehr als 1600 Höhenmeter zu bewältigen waren. Mit 78 km war die Strecke nicht zu lang, für die Höhenmeter benötigte man halt Zeit und davon hatte ich an dem Tag auch genug. Was ich beim Verlassen des Campingplatzes noch nicht wusste, der steilste Anstieg kam gleich zu Beginn. Noch in Le Puy en Velay traf ich nach wenigen hundert Metern bereits auf den Pilgerweg und ab dort ging es ca. 150 m mit 10 - 12% Steigung hinauf. Die Strecke war nicht sehr lang, erschreckte mich aber ein wenig, weil selbst die Fußpilger außer Atem kamen. Viele Wanderer waren in der Morgendämmerung schon unterwegs, wir begrüßten uns gegenseitig mit dem üblichen „Bon Camino“.

Eine kleine Senke folgte und schon befand ich mich am ersten Anstieg, der bis auf eine Höhe von 1150 m führte. Die Steigung war eher moderat, sie lag so bei 5-7 % und war sehr gleichmäßig, so kam ich gut voran. Schon vor 10:00 Uhr war der erste Berg geschafft und ich stand auf einer Höhe von 1150m. Der Himmel war leicht bewölkt, bei ca. 20 Grad Außentemperatur war es sehr angenehm, dort oben zu stehen.

Bis in den Ort  Monistrol d´Allier konnte ich das Rad fast 500 Höhenmeter hinunter nur laufen lassen, danach führte eine Brücke über den Fluß L´Allier, die sich am Eingang des Ortes befindet. Der Ort liegt etwas abseits der Straße, so dass ich die Häuser nur von oben sehen konnte. Als nächstes Ziel zeigten die Straßenschilder den Ort Saugues an, um dorthin zu gelangen, ging es aber erst einmal wieder 450 Höhenmeter hoch.

Saugues schien ein beliebtes Etappenziel der Jakobspilger zu sein. Überall standen Tafeln mit Hinweisen auf ein Pilgermenü, man konnte dort überall für relativ kleines Geld einkehren oder auch einen Übernachtungsplatz finden. Für mich kam das nicht in Frage, ich war ja noch lange nicht im Ziel.

Hinter dem Ort gab es für mich ein Problem. Ich wollte links in Richtung Grèzes abbiegen, dort stand aber  ein Schild „Route Barre“. Ich verstand die Erläuterungen auf dem Schild so, dass sich die Baustelle im Ort Grèzes und nicht auf der dorthin führenden Straße befinden musste. Ich hatte mir bereits eine unwesentlich längere Alternativstrecke ausgesucht, als mir der Zufall zu Hilfe kam. Dort wo ich mit meinem Rad stand, lud ein Vater für seine Tochter gerade ein Mountainbike vom Autodach. Für mich war die Gelegenheit, die Situation zu klären. Der Franzose war sich sicher, dass die Straße im Ort für PKW unpassierbar war, dass das mit dem Rad aber kein Problem war.

Der gute Mann hatte Recht. Mein Rad musste ich an der Baustelle nur ein paar Meter schieben und schon war ich durch. Witzig war die Tatsache, dass die Tochter des Franzosen die ganze Zeit vor mir hergefahren war, den Weg aber nicht kannte und mehrmals hielt. Sie hatte mitbekommen, dass ich mit einem GPS-Gerät unterwegs war und fragte mich immer wieder nach kleineren Orten, die sie doch passieren wollte. Diese Orte waren auf einer einfachen Skizze markiert, wo sie sich aktuell befand, wusste sie aber nicht. In der Region war sie wohl genauso wie ich Tourist und kannte die Umgebung nicht. Ich gab ihr die Info, dass sie auf dem richtigen Weg war und schon war sie mit ihrem MTB wieder weg.

In dem kleinen Ort Chanaleilles befindet sich rechts an der Straße eine kleine Bar (Bar du Pont). Ich hatte bereits über 1400 Höhenmeter in den Beinen und freute mich auf eine Pause, um danach die letzten 200 Höhenmetern des Tages zu radeln. Mein Rad stellte ich rechts von der Bar auf dem Parkplatz ab und schaute mich um, wer dort alles draußen auf der Veranda saß.

Dort traf ich dann Vater und Tochter wieder, die mir zuvor doch so nett mit der Baustellenauskunft geholfen hatten. Der Vater der Radlerin begrüßte mich mit Handschlag herzlich, obwohl er nur ein paar Wörter Englisch sprach. Mit Händen und Füßen „unterhielten“ wir uns, hatten trotz der Sprachschwierigkeiten aber sichtlich unseren Spaß. Das war dann der Auftakt für eine weitere Kommunikationsrunde mit einer Pilgergruppe, die am Nebentisch saß. Die Gruppe bestehend aus einer Amerikanerin, einer Kanadierin und einer Niederländerin war gemeinsam seit 5 Tagen unterwegs. Sie wollten nur ein Teilstück des Jakobsweges gehen, wenige Tage später sollte es mit dem Flugzeug bereits wieder nach Hause gehen. Diese Unterhaltungen unterwegs machten immer Spaß. Zu sehen, wie sich solche Gruppen unterwegs erst bildeten und häufig aus mehreren Ländern stammten, war schon interessant.

Eine halbe Stunde später nahm ich die letzten 200 Höhenmeter in Angriff, um 14:00 Uhr auf dem Col de la Croix du Fau in 1.305 m Höhe war es geschafft. Die letzten 13 km nach St.Alban bestanden aus einer sehr schönen Abfahrt, es ging über 400 Höhenmeter wieder bergab.

Bei der Ankunft ging alles recht herzlich und familiär zu. Ich hatte Glück, ein richtig schöner kleiner Platz erwartete mich, mit Pool und kleinem Restaurant. Dort konnte ich bleiben und musste noch nicht einmal zurück ins Zentrum von St. Alban hinauf.

 


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