A  l  p  e  n  r  a  d  t  o  u  r  e  n  .  d  e

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 Daten / Vorbemerkung

 Zeitraum

 Σ Distanz

 Σ Höhenmeter

Presse

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 29.06.2002 - 16.07.2002

 1.110 km

 20.181 Hm

 

 Datum  km  Σ Km  Hm  Σ Hm Tour Übernachtung
 29.06.2002 0 0 0 0 Anreise Camping in Thonon
 30.06.2002 68 68 1.200 1.200 Thonon - Taninges  Camping in Taninges
 01.07.2002 67 135 2.000 3.200 Taninges - Flumet Camping in Flumet
 02.07.2002 66 201 900 4.100 Flumet - La Bathie Camping in La Bathie
 03.07.2002 48 249  1.700 5.800 La Bathie - La Chambre Camping in La Chambre
 04.07.2002 68 317 2.000 7.800 La Chambre - Michelle Maurienne Camping in Maurienne
 05.07.2002 65 382 2.000 9.800 Michelle Maurienne - Chantemerle Camping in Chantemerle
 06.07.2002 38 420 1.300 11.100 Chantemerle - Brunnisard Camping in Brunnisard
 07.07.2002 38 479 1.100 12.200 Brunnisard - Jausier Camping in Jausier
 08.07.2002 79 558 1.200 13.400 Jausier - Guillaumes Camping in Guillaumes
 09.07.2002 59 617 700 14.100 Guillaumes - Castellane Camping in Castellane
 10.07.2002 68 685 1.100 15.200 Castellane - Moustier Camping in Moustier
 11.07.2002 85 770 500 15.700 Moustier - Niozelles Camping in Niozelles
 12.07.2002 65 835 900 16.600 Niozelles - Sault Camping in Sault
 13.07.2002 65 900 1.300 17.900 Sault - Malaucene Camping in Malaucene
 14.07.2002 75  975 1.000 18.900 Malaucene - Auzon Camping in Auzon
 15.07.2002 65 1.040 900 19.800 Auzon - Font de Vaucluse Camping in Font de Vaucluse
 16.07.2002 70 1.110  300 20.100 Font de Vaucluse - Pont du Gard keine

 

Die Alpen zum zweiten Mal in Nord-Südrichtung zu überqueren, keine schlechte Idee. Ich war mit meinem Sohn kaum von unserer Radtour durch die Pyrenäen zurückgekehrt und hatte im Freundeskreis davon erzählt, schon war die Idee geboren. Etwas westlicher als die 1998 gefahrene Route sollte die Tour vom Genfer See aus in Richtung Südfrankreich verlaufen. Bei der Routenplanung wurden viele neue Pässe mit in die Streckenführung aufgenommen, ein paar von 1998 noch schön in Erinnerung gebliebene wie z.B. dem Col du Galibier und dem Col d´Izoard sollten aber nochmals angefahren werden.

Die Hin- und Rückreiseproblematik war ziemlich schnell gelöst. Die Hinreise sollte mit dem Zug bis Lausanne erfolgen. Anschließend wollten wir mit dem Schiff über den Genfer See bis nach Evian les Bain übersetzen, um dann nach einer kurzen Radtour am Nachmittag Thonon les Bain zu erreichen. Für die Rückfahrt von Pont du Gard unserem Zielort in Südfrankreich  wurde die Rückfahrt mit dem Fahrradreisebus der Firma Natours gebucht.

   


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 01.Tag: Anreise

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
29.06.2002 0 0 0 0 Camping

 

Am 29.06.2002 konnte die Tour beginnen. Die Nachtfahrt mit dem Zug von Dorsten aus über Oberhausen gefiel uns sehr gut. Wir konnten einige Stunden schlafen und kamen morgens um 06:00 Uhr in Basel an. Der Wechsel von einem Bahngleis zum anderen war aufgrund der schrägen Rampen sehr leicht zu bewältigen, also besser als in manchem deutschen Bahnhof auf dem man die 50 Kg die Treppen rauf und runter schleppen muss. Auch das Umsteigen in Bern klappt dank der Hilfe der Schweizer Bahnbediensteten hervorragend.

Bei strahlendem Sonnenschein und 23 Grad Lufttemperatur fuhren wir nach der Ankunft in Lausanne mit dem Schiff über den Genfer See. Etwas müde von der Nachfahrt half uns der Wind wieder einigermaßen frisch zu werden um im Anschluss nach Thonon les Bains zu radeln. Wir steuerten den kleinen Municipal Campingplatz östlich von Thonon les Bains an, der sich in Nähe des Genfer Sees befindet. Das Hillebergzelt von Burkhardt war schnell aufgebaut. Danach überkam uns doch ziemlich heftig die Müdigkeit. Die Nachtfahrt mit dem Zug forderte ihren Tribut. Wir hatten uns kaum auf unsere Thermarestmatten vor dem Zelt ausgestreckt, schon schliefen wir über 2 Std. fest ein. Eine Dusche danach brachte unsere Lebensgeister aber wieder zurück. Abends sind wir noch kurz nach Thonon les Bains hineingefahren um den Ort wiederzusehen, durch den wir 1998 auf unserer letzten Etappe gefahren sind. Den Abend verbrachten wir im Campingplatzrestaurant mit dem Verzehr eines leckeren Salats. Wir waren gespannt auf den morgigen Tag. Die ersten Pässe standen auf dem Programm, nicht allzu hoch, dafür aber drei.

 

 


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 02.Tag: Die ersten Pässe. nicht allzu hoch, dafür aber drei

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
30.06.2002 68 68 1.200 1.200 Camping

 

Wir verließen den Campingplatz um 08:45 Uhr. Da der Platz keinen Supermarkt besaß, kauften wir das Baquette in einer Boulangerie vor dem Ort. In der Innenstadt von Thonon bekamen wir dann auch noch unser Wasser für die Fahrt. Überall herrscht sonntägliche Ruhe. Die Straßen in Richtung Col de Cou (1116 m) führten durch einen angenehm schattigen Wald. Autos überholten uns nur sehr wenige. So konnte es weitergehen. Die Steigungen wechselten nur geringfügig zwischen 4 und 7 %, so dass wir ohne lange Pausen einlegen zu müssen zügig vorankamen. Zwischendurch hatten wir immer wieder einen wunderschönen Rückblick auf den Genfer See. Auf der Passhöhe gibt es eine Restauration. Dort saßen wir ziemlich lange in der Sonne und tranken unseren Milchkaffee. Wir hatten Zeit, es war noch Vormittag. Der Ort Habere Poche liegt nur gut 150 m tiefer auf einer Höhe von 945 m. Den Col de Terramont in 1098 m Höhe zu erreichen konnte also nicht das große Problem sein.

Den Col de Jambaz mussten wir überhaupt nicht hinauf, wir bekamen ihn quasi auf der Abfahrt geschenkt. Megevette erreichten wir durch ein langgezogenes Tal. Im Ort bogen wir links ab und fanden eine tolle Wiese, ideal für unsere Mittagspause. Kurze Zeit später köchelte unsere Griesklöschensuppe auf dem Kocher. Der Tom de Savoir schmeckte vorzüglich, uns ging  es einfach gut. Um 13:40 Uhr begann das Fußballweltmeisterschaftsendspiel Deutschland gegen Brasilien. Wie es ausging wissen wir heute, Brasilien wurde Weltmeister.

Uns interessierte aber mehr unsere Radtour. Auf einer kleinen Nebenstraße der D226 fuhren wir durch leicht hügeliges Terrain weiter nach St. Denis, danach über Mieussy links ab weiter in Richtung Taninges unserem heutigen Zielort. Der Campingplatz liegt an der Straße nach Cluses, also direkt an unserer Route. An der Rezeption mussten wir insgesamt 6, -Euro bezahlen, für zwei Personen und Zelt nicht gerade zuviel. Auf der Fahrt in Richtung Süden konnten wir bereits die ersten eisgepanzerten Berge sehen. Um ca. 17:00 Uhr rafften wir uns auf um im Ort ein wenig zu essen. Es war nicht so einfach ein ruhig gelegenes Lokal zu finden. Schon bei der Fahrt durch den Ort zum Campingplatz war uns aufgefallen, dass es im Ort Kirmesrummel gab. Nicht nur die Suche nach einem ruhig gelegenen Restaurant gestaltete sich schwierig, das von uns ausgewählte Restaurant öffnete zudem erst um 19:30 Uhr. Die Zwischenzeit bis zum Abendessen füllten wir damit aus, am Campingplatz unsere Tagebücher zu schreiben. Satt wurden wir aber im ausgewählten Restaurant durchaus noch. Am Abend teilte uns meine Frau mittels Handy noch mit, dass die Weltmeisterschaftspartie Deutschland – Brasilien für uns mit 0:2 negativ ausgegangen war. Wenn ich ehrlich bin, hat uns das aber nicht wirklich „umgehauen“. Unsere Radtour war uns viel wichtiger.

 

 

 

 


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 03.Tag: Über den Col de la Colombiere und Col de Aravis

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
01.07.2002 67 135 2.000 3.200 Camping

 

Morgens fuhren wir kurz erst noch einmal in den Ort hinein um uns mit den notwendigen Lebensmitteln einzudecken. Danach radelten wir direkt wieder am Campingplatz vorbei in Richtung Cluses. Die Erhebung zwischen den beiden Orten Taninges und Cluses hatten wir bei der Planung übersehen. Keine gewaltiger Anstieg aber immerhin 120 Höhenmeter, die unser Gesamttagesergebnis auf 1935 Hm ansteigen ließ. Wir fuhren zügig durch den Ort hindurch. Hinter Cluses schlängelt sich die Straße am Fluss entlang bis zum Ort Le Reposoir. Das Ortseingangsschild war prächtig mit Blumen eingerahmt. Nach dem Ortsausgang wurde es steiler. Wir mussten ständig Anstiege bis zu 12% bewältigen. Hinter der letzten Kehrengruppe konnten wir die Passhöhe des Col de Colombier schon von weitem sehen. Die Steigung ließ aber absolut nicht nach. Wir mussten uns eingestehen, dass wir den Pass etwas unterschätzt hatten. 1250 Hm sind normalerweise kein Problem. An dem Tag waren wir auf jeden Fall froh oben anzukommen. Auf der Passhöhe gönnten wir uns dann zur Regeneration eine halbstündige Pause.

Bei nach wie vor hervorragender Wetterlage war die Abfahrt nach Le Grand Bornand besonders schön. In St. Jean de Sixt entdecken wir den kleinen Col St. Jean de Sixt, der auf unserer Michelinkarte gar nicht eingezeichnet war. Zwischen St. Jean de Sixt und La Clusaz besitzt die Straße schon fast Hauptstraßencharakter. Glücklicherweise ist dieses Teilstück nicht sehr lang. Danach wurde es ruhig. Die Straße zieht sich durch Wiesen hindurch in langgezogenen Kehren hinauf zum Col de Aravis. Kurz hinter dem Abzweig zum Col de la Croix Fry, kochten wir uns an einem Bauernhof eine Championcremesuppe. Uns ging es mal wieder gut. Erstaunlich war es mal wieder feststellen zu müssen, wie kräfteaufbauend eine warme Suppe mit einer Prise Salz sein kann. Nicht unbedingt ein kulinarisches Highlight, aber mit großer Wirkung. Die letzten 250 Hm zum Col de Aravis waren danach auch schnell geschafft. Nach ein paar langgezogenen Kehren standen wir plötzlich auf der Passhöhe. Oben angekommen fiel uns sofort die kleine Kapelle auf. Gewundert haben wir uns auch über den Rummel dort oben. Es gab einfach alles dort oben, angefangen vom einfachen Souvenir-geschäft, über den Verkauf von Rinderfellen bis zu einem Wasserbecken in dem Fische gezüchtet, bzw. zum Verkauf angeboten wurden. Auf der Abfahrt stellten wir sofort fest, dass die Abfahrtsseite eine tolle Straßenführung besaß. Beginnend mit zunächst sehr viele kleinen Kehren fuhren wir im Anschluss immer an einer tiefen Schlucht entlang.

Den Ort Flumet erreichten wir erst um 19:00 Uhr. Der Campingplatz liegt etwas außerhalb des Ortes an der Straße nach Megeve, also nicht direkt in unserer Fahrtrichtung. Den noch verbleibenden Abend verbrachten wir in einem Restaurant in Flumet. Zum ersten Mal auf dieser Tour regnete es leicht. Auch die Nacht über hörten wir es immer mal wieder leicht tröpfeln.

 

 

 


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 04.Tag: Über den Col de Saisies nach Albertville / La Bathie

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
02.07.2002 66 201 900 4.100 Camping

 

Unser gemeinsamer innerer Wecker funktionierte inzwischen. Wir wurden auch ohne Armbanduhr mit Weckfunktion um 07:00 Uhr wach. Der Regen hatte sich über Nacht verzogen, es war zwar noch bewölkt, aber unsere Stimmung war gut. Die übliche Prozedur des Einkaufs konnten wir nur wahrnehmen, indem wir die 70 Hm zunächst nach Flumet hinabfuhren. Im Flumet fuhren wir über die im Ort gebaute alte steinerne Brücke um anschließend die kleinen Kehren in Richtung N.D. Bellecombe hinaufzufahren.

N.D. Bellecombe ist nicht besonders groß. Ziemlich schnell fanden wir ein kleines Cafe vor dem wir uns draußen einen Capuccino bestellten. Als es wieder leicht zu tröpfeln begann, kam der Kellner heraus und kurbelte die Marquise so weit raus, dass wir geschützt den Cafe trinken konnten. Als wir in  den Ort verließen, stand vor uns rechts an der Straßenseite ein Bus. Als wir vorbeifuhren, klatschen ca. 30 vor dem Bus stehende ältere Franzosen und feuerten uns begeisternd an. Die Motivation stieg in der Situation enorm. Grübelten wir im Cafe noch über die paar Tropfen Regen, spielten die wenigen Tropfen spätesten ab hier keine Rolle mehr. Hinter dem Ort überholte uns eine Gruppe Rennradfahrer. Ich selber versuchte mit ihnen spaßeshalber 200 m um die Wette zu fahren, danach blieb mir die Luft weg. Wir hatten jedoch alle unseren Spaß dabei. Um 12:15 Uhr erreichten wir bereits die Passhöhe des Col de Saisies (1650 m). Die Passhöhe ist gleichzeitig ein Skiort mit dem dazugehörigen Rummel. Als wir ihn ankamen, strahlte uns die Sonne wieder an, die ersten 760 Höhenmeter waren geschafft. Da es beim Anstieg etwas kühler war, reichte ein heißer Kakao um uns wieder pudelwohl zu fühlen. Die Abfahrt war einfach toll, sehr wiesenreich, viele kleine Kehren und niedliche anzuschauende Bauerhäuser. Am Abzweig nach Hauteluce mussten wir nochmals leicht bergauf. Kaum oben angekommen entdeckte Burkhardt eine Picknickstelle mit einem Holztisch und Bänken davor. Das Highlight ein direkter Blick auf den Mont Blanc.

Durch ein grünes Tal mit vielen alten Bauernhäusern ging es hinab weiter in Richtung Albertville. 10 Kilometer vor dem Ort hielten wir an einem hohen Wasserfall an. Burkhardt suchte kurz nach einem Weg hinauf, kam aber aufgrund der Steilheit nicht zum Wasserfall hoch. Bei der Ankunft in Albertville wurde am Place del Europe mitten im Ort erst einmal eine Pause eingelegt. Ein paar Kilometer weiter erreichten wir unseren Campingplatz in la Bathie.

Am Abend erlebten wir dann noch eine Situation der besonders netten Art. Wir hatten bei der Anmeldung in der Rezeption der Madame die Frage gestellt, ob wir im Ort noch irgendwo Einkäufe tätigen könnten. Die Antwort war einfach und dennoch ungewöhnlich. Madame nahm sich einen Schreibblock, forderte uns auf, ihr einfach alles zu nennen, was wir benötigten und erklärte uns sie müsse ohnehin noch einkaufen, sie würde alles mitbringen. Wir konnten es erst kaum glauben, mussten aber registrieren, dass Madame eine Stunde später direkt an unserem Stellplatz erschien und alle Lebensmittel ablieferte. Uns war es schon fast peinlich. Wir strahlten sie an, waren froh auf unseren Matten zu liegen („Faules Pack“) und bedankten uns.

 


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 05.Tag: Der "Toru de France - Klassiker" Col de la Madeleine

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
03.07.2002 48 249 1.700 5.800 Camping

 

Vom Col de Madeleine hatten wir einige Fernsehaufzeichnungen während einer Tour de France gesehen. Insofern nicht ganz fremd. Man muss ihn aber selber befahren haben um sich von der landschaftlich schönen Streckenführung  ein Bild machen zu können.

Am 03.07. starteten wir sehr früh um nicht Nachmittags in Zeitbedrängnis zu geraten. Vom Campingplatz in La Bathie bis zum eigentlichen Beginn des Anstiegs am Straßenabzweig in Feisson s-Iseré  waren es 11 km. Die paar Kilometer ließen sich im Morgendunst locker wegtrampeln. Vom Abzweig aus ging es auf einer schmalen Straßenführung über viele Kehren durch einen wunderbar schattigen Wald hinauf bis auf eine Höhe von 970 m. Dort befindet sich der Abzweig zum Ort Bonneval. Nach einer kurzen Abstimmung mit Burkhardt entschlossen wir uns die 70 Hm bis in den Ort hinaufzufahren. Der Abstecher ist auf jeden Fall zu empfehlen, will man den kleinen Ort mit den blumengeschmückten Fensterbänken kennen lernen. Im Ort befindet sich eine kleine Bar. Dort tranken wir erst einmal ein Cola und legten eine kurze Pause ein. Die auf unserer Karte angedeutete kleine Straße durch den Ort un gibt es nicht wirklich. So mussten wir dieselbe Straße wieder zurückfahren um zum Straßenabzweig zu gelangen. Was soll es! Nicht viel später durchfuhren wir den Ort La Thuile. Auch in Celliers ließ die Steigung kaum unter 10 % nach. Als wir in einer Bar in Celliers zum zweitenmal pausierten und unseren Kakao schlürften erreichte ein MTB-Fahrer den Ort. So schwergewichtig wie er ausschaute, war es nicht verwunderlich, dass er vollkommen fertig wirkte. Er war total außer Atem. Nach einer kurzen Verschnaufpause fuhr er dieselbe Strecke wieder zurück. Da ging wohl nichts mehr.

430 Hm unterhalb der Passhöhe gab es dann die wohlverdiente Mittagspause. Kurz vor der Passhöhe, wir freuen uns schon es fast geschafft zu haben, fängt es an zu tröpfeln. Ein Rückblick ins Tal aus dem wir hochgefahren sind ließ nichts Gutes erahnen. Schwarz wie die Nacht bedrohten uns die Wolken von unten. Mit tat der Engländer leid, mit dem ich kurz vor der Passhöhe noch einige Worte wechselte. Er fuhr in umgekehrter Richtung direkt in die Wolkenfront hinein. Oben angekommen zeigte mein Tacho Ciclo 414M eine bewältigte Höhenmeterdifferenz von 1681 m an. Es war 15:15 Uhr. Wir lagen gut in der Zeit und hatten unser Tagespensum ja schon bewältigt. Oben in der Restauration war es richtig warm und gemütlich. Zwei Tische weiter saßen drei Belgier, deren Fahrräder wir draußen schon gesehen hatten. Eine längere Unterhaltung kam aber nicht zustande, weil jeder mit sich selber beschäftigt war.

Ich schrieb einige Zeilen in mein Tagebuch, während Burkhardt Postkarten an die Familie schrieb. Auf der Abfahrt gerieten wir in Regen, zwar warm aber doch irgendwie ungemütlich. Den Campingplatz „Les Bois Joli“ in La Chambre gab es tatsächlich. Am Eingang standen hölzerne Asterix und Obelix-Figuren. Auf dem Platz gab es kleine Holzhütten, von denen tatsächlich eine frei war. Wir mussten unser Zelt nicht im Regen aufbauen. 15,-Euro für die Übernachtung in der Holzhütte war aus unserer Sicht nicht zu viel. Die einfache Einrichtung bestehend aus einem Doppelbett, zwei Stühlen, einem Tisch und einen Kühlschrank reichte uns vollkommen. Der Türeingang war 50 cm zu niedrig, so dass ich mir regelmäßig den Kopf stieß. Der Schlüssel für die Hütte war 15 cm lang. Im Campingplatzrestaurant signalisiertem wir den Koch ein „fame teribble“, was wohl soviel bedeuten sollte wie „schrecklichem Hunger“. Er brutzelte uns ein wunderschönes Steak, garniert mit Salat und Pommes Frites dabei. So ausgelaugt wie wir waren, war alles ruckzuck „verputzt“. Den Abend verbrachten wir bei einer gekühlten Flasche Wein auf der kleinen Veranda unserer Hütte. Die Stimmung war trotz des Regens prächtig. 

 


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 06.Tag: Über den Col du Glandon und Croix de Fer

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
04.07.2002 68 317 2.000 7.800 Camping

 

Eigentlich könnte man ja von La Chambre aus direkt durchs Tal nach St. Michel de Maurienne an den Fuß des Telegraph/Galibier fahren. Für Alpenradler zu einfach. Sie bevor-zugen natürlich die etwas schönere, verkehrsärmere und anstrengendere Variante über den Col du Glandon und  Croix de Fer.

Noch begeistert von unserer „Obelix-Hütte“ packten wir in Ruhe unsere Sachen. Wir hatten Glück in der Reception noch ein Baquette zu erhalten. Wir wussten nicht, dass eine Vorbestellung am Abend vorher erforderlich war. Um 08:30 Uhr verließen wir den Platz und rollten langsam die 100 Hm hinab in das Ortszentrum von La Chambre. Nach den üblichen Einkäufen radelten wir über die Autobahn in Richtung St. Etienne de Cuines. Dort beginnt der Anstieg in Richtung Col du Glandon. Der Fluss an dem wir einige  Zeit entlang radelten heißt wie kann es anders sein  auch „Glandon“, also wie der Pass. Vergessen konnten wir das Wetter von gestern. Alle Wolken lösten sich immer mehr auf, ein Grund mehr sich auf den Tag zu freuen. Ab St. Etienne de Cuines ging es dann richtig los. Mit 10% Steigung ging es zügig bergauf bis auf eine Höhe von 1050 m in Richtung St. Alban. In St. Alban gibt es am Ortseingang eine Bar, in der wir uns erst einmal einen heißen Kakao genehmigten. Wir lagen gut in der Zeit, es war erst 11:00 Uhr. Die schmale Straßenführung wurde teilweise noch steiler, die Landschaft dafür immer schöner.

In 1300 m Höhe trafen wir zwei holländische Ehepaare, die mit zwei roten Triumph Cabriolets unterwegs waren. Wir führten ein kurzes Gespräch mit ihnen. Die Standardfrage, wo wir denn mit unserem ganzen Gepäck hinfuhren wurde natürlich gestellt. In 1550 m Höhe kochten wir unser Süppchen. Danach ging es steil weiter bergauf bis in ein Hochtal, indem wir auf einer Brücke ein wunderschönes Foto machten. Das letzte Stück bis zur Passhöhe des Col du Glandon (1924 m) besteht aus einer steilen aus mehreren Kehren bestehenden Rampe. Das letzte Stück war aufgrund der Steilheit nicht leicht zu befahren, deshalb sind wir froh die Passhöhe erreicht zu haben. Wir machten einige Fotos um dann anschließend das kurze Stück bis zum Straßenabzweig zum Croix de Fer hinabzurollen. Am Straßenabzweig gibt es eine Bar, dort legten wir eine ca. 20 min. Pause ein. Die letzten 2,5 km bis zum Croix de Fer waren recht leicht zu befahren.

Am Passchild fotografierte ich erst einmal zwei belgische Rennradfahrer, die mich gebeten hatten, ein Foto von ihnen zu machen. Danach waren wir selber an der Reihe fotografiert zu werden. Die Abfahrt vom Croix de Fer ist ebenfalls sehr spektakulär. Ein kleines Sträßchen führte hinab in einen Ort mit einem kleinen See. In dem See badeten Kinder. Kurz danach schwenkte die Straße nach Norden. Wir kamen an einem Wasserkraftwerk vorbei und wurden dadurch überrascht, dass wir nochmals 30 Höhenmeter hinauf fahren mussten. Auf der weiteren Abfahrt gab es eine nicht ungefährliche Situation, einen 1,5 km langen unbeleuchteten Tunnel. Das Licht vom Fahrrad reichte einfach aufgrund der feuchten Straße im Tunnel nicht aus um die Fahrbahn genügend zu beleuchten. So hielten wir uns absolut in Fahrbahnmitte und fuhren sehr langsam, um der Gefahr zu begegnen plötzlich in ein tiefes Schlagloch zu fahren. Wir erreichten aber unbeschadet das Tunnel Ende. Kurze Zeit später sahen wir ganz tief unten im Tal den Ort St. Jean de Maurienne liegen. Sehr schnell erreichten wir die Talsenke. Das Straßenstück bis nach St.Michel de Maurienne ist leider eine stark frequentierte Nationalstraße, die wir am liebsten vermieden hätten. Aber um an den Fuß des Galibier zu gelangen, gibt es keinen anderen Weg von Westen aus. Der Campingplatz in St. Michel de Maurienne liegt etwas östlich vom Straßenabzweig zum Galibier. Er ist sehr schlecht ausgeschildert (Maison de Repoisor), die Qualität sehr mäßig. Es gibt keine Reception, die Toiletten und Duschen befinden sich in Containern. Zum Bezahlen kam am anderen Morgen ein Gendarme mit dem Auto vorbei. Wir hatten aber wenigstens einen Übernachtungsplatz (4,20 Euro für beide und Zelt). Den Abend verbrachten wir in einem Restaurant im Ort. Uns zog es nicht so schnell zum Campingplatz.

 


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 07.Tag: Auf der Route von 1998 (Col du Telegraphe / Col du Galibier)

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
05.07.2002 65 382 2.000 9.800 Camping

 

Nachdem wir die Platzgebühr beim Gendarme entrichtet hatten, starteten wir um 09:00 Uhr über die kleine Brücke hinauf zum Col de Telegraphe. Wir hielten unterwegs nur wenige Male an um etwas zu trinken. Wir waren vollkommen identisch auf unsere Route von 1998 eingeschwenkt. Jede Kehre die jetzt kam, waren wir bereits 4 Jahre zuvor hinaufgekurbelt.

Die 850 Höhenmeter hatten wir bereits um 11:30 Uhr geschafft. Es war schön noch einmal mit „Sack und Pack“ am Passchild des Col du Telegraphe zu stehen. Auf der Passhöhe des Col du Telegraphe gibt es eine Bar. Draußen vor der Bar saßen wir in der Sonne und tranken einen halben Liter Cola. Die kleine Abfahrt bis ins Valloiretal konnten wir richtig genießen. Die warmen Sonnstrahlen auf der Haut, die klare Luft, wir fühlten uns einfach wohl. In Valloire füllten wir an einem Brunnen die Wasserflaschen auf um genügend gerüstet zu sein für den doch noch mächtigen Anstieg zum Col du Galibier. Hinter Valloire zieht sich die Straße schlängelnd an einem Fluß lang. Ein langgestrecktes Hochtal, dass uns bis nach Plan Lachat führen wird. Wie vorher schon fest geplant erreichten wir unsere alte Picknickstelle von 1998 an einer kleinen Mauer in 1900 m Höhe. Wie selbstverständlich wurde hier das Mittagessen zubereitet. Auf der anderen Straßenseite animierte uns ein grauer Schuttkegel im Hintergrund einige Fotos zu machen. Während dessen wurde unser Essen im Topf warm.

In Plan Lachat einer kleinen Häuseransammlung am Ende des Tals ging es dann zur Sache. Kehren türmten sich vor uns auf. Über diese gelangten wir wieder in ein Hochtal. Ab dieser Stelle kann man in der Ferne bereits den Col du Galibier sehen. Wir kurbelten weiter bis zu einer steinernen Hütte, in der Käse und einige andere Kleinigkeiten verkauft wurden. Wir mussten tatsächlich Schlange stehen, um für jeden 2 Orangina kaufen zu können. Einfach erfrischend die Wirkung durch die Orangina. Das Gefühl den Galibier zum zweitenmal mit 50 kg hinaufzufahren war schon gewaltig, zumal die Wetterlage noch viel besser war als 1998. Einige Zeit später stehen wir vor dem Tunnelportal. 1998 war der Tunnel wegen Baufälligkeit gesperrt. Wir hätten hindurchfahren können, aber wer lässt sich als Radler schon die letzten 100 Höhenmeter entgehen, wenn man dadurch erreicht auf dem Galibier zu stehen. Also fuhren wir direkt vor dem Tunnel links ab, die letzten steilen Kehren hinauf um den Col du Galibier zum zweiten Mal zu bezwingen. Die letzten Höhenmeter taten schon weh, die Steilheit nimmt auf diesem Stück noch etwas zu. Aber auch das schafften wir noch. Oben angekommen brachen wir in Jubel aus. Eine Gruppe belgischer Rennradfahrer bestaunte sofort unser Gepäck. Sie waren total begeistert davon, wie wir unterwegs waren. Während sie noch auf den ältesten Teilnehmer ihrer Gruppe (63 Jahre alt) warteten, fotografierte ich sie mit meinem Fahrrad und sicherte ihnen zu das Foto per Email an ihre Adresse zu senden.

Auf der Südseite des Col du Galibier ungefähr auf Höhe des Tunnelportals gibt es ein großes Geschäft mit einem angrenzenden Restaurationsgebäude. Der Besitzer hat wie er mir sagte lange in Deutschland in Ludwigsburg gelebt. Wir tranken dort einen Cappuchino. Als wir uns verabschiedeten, versprach ich ihm noch einmal wiederzukommen. Ich hoffe es gelingt mir (Fest geplant auf der Tour 2006, Anstieg von Süden ). Auf der Abfahrt sieht man von oben sehr schnell den Col du Lauteret. Wir bekommen ihn quasi auf der Abfahrt geschenkt. Auf der breiten Straßen in Richtung Briancon kamen wir zunächst aufgrund des genügenden Gefälles zügig voran. Als das Gefälle abnahm, mussten wir aufgrund des Gegenwindes noch reichlich mittreten. Den Campingplatz in Chantemerle, den wir schon aus dem Jahr 1998 kannten, erreichten wir um ca. 19:00 Uhr. Zeit zu duschen und das Bedürfnis nach einem warmen Essen zu stillen. Na ja, 67 km und 2042 Höhenmeter wurden an diesem Tag geschafft.  

 


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 08.Tag: Über den Col d´Izoard durch die Casse Deserte

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
06.07.2002 38 420 1.300 11.100 Camping

 

Morgens hörten wir das von der Zeltwand verstärkte Geräusch, es regnete. Nicht sehr stark, aber der Himmel verriet nichts Gutes. Das Restaurant hatte morgens noch nicht geöffnet, so dass wir auf dem Platz nicht frühstücken konnten. Also machten wir uns auf direkt nach Chantemerle hineinzufahren. Dort hatten wir ebenfalls kein Glück, vielleicht waren wir aber nur zu früh unterwegs. In Briancon klappte es dann. Der Barbesitzer stand draußen vor der Tür, als wenn er auf uns wartete. Das Frühstück war gesichert. Als wir weiterfahren wollten und zur Tür hinausschauten regnete es in Strömen. Wir waren also genötigt dort noch etwas zu verbleiben. Eine halbe Stunden später entschlossen wir uns zum Aufbruch. Am Ausgang von Briancon sahen wir hoch oben am Berg das Chateau. Das Wetter wurde etwas besser, damit natürlich auch unsere Stimmung. Es sollte aber doch noch schlimmer kommen. Wir fuhren zunächst weiter bis Cervieres bis zu dem hölzernen Brunnen, aus dem wir bereits 1998 unsere Wasserflaschen füllten.

Etwas weiter in Le Laus, einem kleinen Ort gibt es eine Bar/Restauration. Als wir diese betraten, hatten wir den Eindruck zu stören. Die gesamte Familie saß gemeinsam beim Mittagessen. Wir bedrängten sie nicht, wurden aber trotzdem kurze Zeit später bedient. Kaum waren wir wieder unterwegs, regnete es wieder stärker. Wir mussten die Regenkleidung anziehen, die wir bis zum Refugium Napoleon kurz vor der Passhöhe auch nicht mehr ausziehen konnten. Als wir ankamen, hörte es urplötzlich auf zu schütten. Im Refugium war es sehr warm. Sehr viele Menschen hielten sich dort auf und hatten bereits fast jede Stelle mit Kleidung behangen, die etwas Trocknung für die nasse Kleidung versprach. Nach einer halben Stunde Aufenthalt im Warmen schien draußen wieder die Sonne. Da wir trockene Sachen bereits ohnehin angezogen hatten, gingen wir nach draußen. Kurz entschlossen packten wir unseren Kocher aus, es war „Griesklöschenzeit“. Während wir den Kocher zusammenbauten, wurden wir von drei Rennradfahrern im Refugium beobachtet. Sie hatten uns beim Anstieg überholt und sichtlich ihren Spaß an unserem tun. Wir kamen noch mit einer Wanderergruppe in ein Gespräch, die in der Nähe mehrere Tagestouren unternahmen. Wie so häufig, war der Gesprächsauslöser das Interesse an unseren Rädern und unserer Tour.

Die letzten paar Kehren bis zur Passhöhe hinauf hielten wir noch mehrmals an, um das unter uns liegende Refugium Napoleon zu fotografieren. Oben auf der Passhöhe herrschte ein ziemlicher Trubel. Das Tour de France Museum hatte wie schon im Jahr 1998 geschlossen. Wir fragten uns, wann es mal geöffnet war. Die vielen Motorräder auf der Passhöhe waren etwas nervig. Kurz bevor wir die Passhöhe verlassen wollten, kam uns ein Radfahrer mit einem Koga Miyata World Traveller entgegen. Der Radler Bob, kam aus dem Elsass und war bereits den ganzen Juni alleine mit dem Rad unterwegs gewesen, u.a. durch die Pyrenäen. Auf der Abfahrt hielten wir uns einige Zeit in der Casse Deserte auf um viele Fotos zu machen. Die von Wind und Wetter erodierten Felsnadeln in der Wüstenregion hinterließen bei uns wieder einen immensen Eindruck.  Hinter der letzten Kehrengruppe geht es rechts ab zum Campingplatz „Le Planet“. Er liegt in einem Talkessel, besitzt einen schönen Badesee und nur eine winzige Holzhütte als Rezeption. Der Mann der uns empfing war derselbe, wie 1998. Er besaß nur keinen Bart mehr. Am späten Nachmittag hatten wir noch genügend Zeit im See zu schwimmen und  in der Sonne zu baden.

 


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 09.Tag: Durch die Combe de Queras zum Col du Vars

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
07.07.2002 38 479 1.100 12.200 Camping

 

Wie schon üblich, hatten wir spätestens um 09:00 Uhr die Räder wieder bepackt und abfahrbereit. Nachts auf dem Weg zur Toilette hatte ich bereits den klaren Himmel bewundert. Überall funkelnde Sterne. So etwas zu Hause im Münsterland zu sehen, keine Chance! Dem entsprechend gut war die Wetterlage am Morgen, keine Wolke am Himmel.

Wir ließen uns bei leichtem Gefälle von einer Höhe in 1880 m quasi langsam ins Tal gleiten. Durch den Ort Arvieux hindurch, standen wir sehr schnell wieder am Straßenabzweig zum Chateau de Queyras. Wir ließen das Chateau links liegen, um in die Combe de Queyras hineinzufahren. Während wir einige Fotos machten, wunderten wir uns schon darüber, warum uns so viele Rennradfahrer entgegen kamen. Eine Erklärung bekamen wir erst etwas später anhand eines Schildes. Es schien sich um eine Art RTF (Radtouristikfahrt) zu handeln, bei der sich um die 1000 Radler auf den Weg zum Col d´Izoard machten. Auf unserer Abfahrt feuerten wir die Rennradler begeistert an. Auf der Fahrt in Richtung Guillestre wird die Schlucht immer enger, der Fluss Guil verschwindet immer tiefer zwischen den Felsen. Kurze Zeit später hielten wir an einem Käsestand, der sich in unmittelbarer Nähe eines Wasserkraftwerks befand. Den gekauften „Tom de Chevre“ packen wir für später in unsere Radtaschen.

Hinter den zwei kleinen Felstunneln war tief unter uns bereits der Ort Guillestre zuerkennen. Kurz danach erreichten wir einen Straßenabzweig. Rechts ab, ging es hinab in die Stadt, geradeaus weiter zum Col du Vars. Um nicht in Zeitnot zu geraten entschieden wir uns für die Weiterfahrt in Richtung Col du Vars. Viele langezogene Kehren mussten wir durch Wiesen hinauf an einem Felsbuckel vorbei bis wir den Ort Marcellin du Vars erreichten. Der Ort liegt an einem Hang. Er besitzt in der Mitte einen Brunnen, auf den Fensterbänken der Häuser viele bunte Blumen. Das kleine Mäuerchen rechts vom Brunnen hatten wir schon vor vier Jahren als Tisch benutzt, so auch diesmal. Während wir uns eine Tomatensuppe kochten und den Tom de Chevre verzehrten, gesellte sich eine Schulklasse zu uns. Sie hatten viel Spaß dabei an einem abseits stehenden Tisch Tennis zu spielen und sich am Dorfbrunnen gegenseitig nass zu machen. Als der Lehrer kam wurden alle etwas ruhiger. Hinter Vars nahm die Steigung beträchtlich zu. Es war schon ziemlich anstrengend sich durch den Skiort Le Claux zu quälen. Wie konnten hier die Menschen Urlaub machen? Schon gar nicht im Sommer! Mich erinnerte der Ort ein wenig an Val d´Isere. Wir tranken dort ziemlich schnell eine Cola und freuten uns den Ort nach ein paar Kurven wieder verlassen zu können.

Hinter dem Skiort wurde es auch etwas flacher, wir durchfuhren eine grüne Wiese, auf der einige Menschen ihre Decken für ein Picknick ausgebreitet hatten. Ein paar kleinere Hügel weiter standen wir plötzlich vor einem kleinen See. Links von uns das Refugium Napoleon. Vor vier Jahren war das Gebäude vollkommen geschlossen. Inzwischen hatte man es vollständig restauriert. Für eine Bar war vor dem Gebäude der Sitzplatzbereich durch einen kleinen Zaun von der Straße getrennt worden. Es war selbstverständlich, dass wir dort eine kleine Pause einlegten. Die letzten 100 Höhenmeter bis zur Passhöhe waren schnell geschafft. Oben tummelten sich wieder einige Motorradfahrer. Einige waren schon bei der Auffahrt etwas nervig. Wir konnten noch nie verstehen, warum man einen Pass mit einem Wahnsinnstempo hinauffahren muß. Richtig sehen und wahrnehmen kann man doch dann eigentlich nichts.

Auf der steilen Abfahrt sahen wir wieder die in der Sonne glitzernden Blechdächer der Häuser. Bis St. Paul hielten wir noch einige male an um Fotos zu machen. Als es flacher wurde fuhren wir an der Ubaye entlang immer weiter bis zum Fort de Tornoux. Früher hatte das hoch am Fels liegende Fort wohl eine sehr große militärische Bedeutung. Der Talkessel ist an dieser Stelle sehr eng. Ich denke das hier niemand leicht durchkam. Im Tal am Fluß stehen einige verlassene Militärkasematten. Wir fuhren an den Kasematten und dem links von uns liegenden bekannten (1998) Campingplatz vorbei in Richtung Barcellonette In Barcellonette fuhren wir zielstrebig durch den Ort um zum Campingplatz „Camping du Plan“ zu gelangen, Er liegt an der Ausfallstraße zum Col de Cayolle und ist gut ausgestattet.

 


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 10.Tag: Durch die Gorges de Bachelard zum Col de Cayolle

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
08.07.2002 79 558 1.200 13.400 Camping

 

Am Abend schrieb ich in mein Tagebuch „ Ein Traumtag liegt hinter uns. Ich glaube wir sind heute einen der schönsten Pässe gefahren, die es gibt“.

Um 07:00 Uhr morgens ahnten wir noch nicht, welch ein toller Tag uns bevor stand. Die Vögel zwitscherten. Einer machte ein derartiges Geschrei, dass wir davon wach wurden. Nicht weiter schlimm, wir wollten ohnehin aufstehen. Unsere Baguette lagen abholbereit im Restaurant. Auch wir waren noch lernfähig, wir hatten am Abend vorbestellt. Nach dem Frühstück hatten wir das Zelt schnell eingepackt, um 08:40 saßen wir bereits im Sattel. Es konnte wieder losgehen. Bei der Befahrung des Col de Cayolle sollte man genügend Zeit einplanen. Die Gegend ist einfach zu schön. Schon zu Beginn auf dem Weg in die Gorges de Bachelard stellten wir fest, dass die Steigung nicht so steil war. Das sollte sich während des  ganzen Tage kaum ändern. Je weiter wir fuhren je enger wurde das Tal. Wir hatten bereits den rechts liegenden Straßenabzweig zum Col d´Allos passiert, hörten links von uns das Rauschen des Flusses und fuhren in die Gorges hinein. Die Straße wechselte in der Schlucht mehrmals über kleine Brücken die Flussseite, die Schlucht ist einfach zu eng. Nicht leicht für die Straßenbauer.

Eingerahmt von hohen Felsen schwenkt die Straße nach links in Richtung St. Laurent einem kleinen Ort. In der dortigen Bar halten wir kurz an. Ich bestellte mir eine Cola, Burkhardt eine Tasse Kakao. Ein sehr alte Frau bediente uns. Sie hatte eine Nadel im Mund, wir hatten sie wohl bei ihrer Hausarbeit gestört. Was wir zu dem Zeitpunkt noch nicht wussten, war die Tatsache, dass die Milch nicht mehr in Ordnung war. Wir hatten den Ort noch keinen Kilometer verlassen, stellte sich bei Burkhardt das erste Magengrummeln ein. Ihm wurde zunehmend übel. In Bayasse gibt es noch ein großes Restaurationsgebäude. Dort blieben wir einige Zeit, bis Burkhardt sich wieder erholt hatte. Nach einem Kaffee, ging es ihm wieder einigermaßen gut. Auf der anderen Flussseite sahen wir bereits die Kehren, die wir hinaufkurbeln mussten. Die mäßige 8 % Steigung ließ sich aber gut fahren. In langgezogenen Kehren ging es hinauf. Links von uns den Téte du Grand Clot, einen 2658 m hohen Berg.

Auf einer Brücke, die uns auf die andere Talseite machten wir einige Fotos. Danach fuhren wir um einen Buckel herum zu einer zweiten Brücke, die wir von weit unten schon hatten sehen können. Auf den Hängen sehen wir einzelne graue dicke Felsen. Dazwischen eine große Anzahl verschiedener Gewächse und Blumen. Sie wachsen teilweise aus den Steinritzen heraus. Unter der zweiten Brücke konnten wir einen riesigen Wasserfall sehen dessen Wassermassen mit großem Getöse ins Tal schoss. Etwas später fanden wir eine schöne Stelle für unsere Mittagpause. Einen dicken großen Stein konnten wir als Tisch für unseren Kocher nutzen. Ein paar Wanderer kamen an unserer Picknickstelle vorbei und begrüßten uns. Ansonsten keine Menschenseele weit und breit, nur das Rauschen des Flusses erzeugte Geräusche. Wir befanden uns an dieser Stelle bereits in einer Höhe von 2100 m. Unsere Augen suchten nach Murmeltiere. Hin und wieder konnten wir ein Tier entdecken. Das Piepen war ohnehin seit geraumer Zeit zu hören.

Kurze Zeit später erreichten wir das Refugium, es liegt ungefähr 70 Höhenmeter unterhalb der Passhöhe, die wir von dort bereits erkennen können. Auf der Passhöhe war wenig los. Wir kamen in ein kurzes Gespräch mit einem holländischen Ehepaar. Sie hatten dieselbe Strecke mit dem Fahrrad ohne Gepäck befahren und wollten denselben Weg wieder zurück. Auf der Passhöhe steht eine Tafel mit einer Abbildung der Route du Grandes Alpes. Die Abfahrt war wunderschön, eng fast übereinander gestapelte Kehren fuhren wir durch ein Pflanzenmeer. Wir konnten es kaum glauben, dass wir uns immer noch in 2200 m Höhe befanden. Nach einer kurzen Pause in St. Martin d´Entraunes sausten wir weiter in Richtung Guillaumes. Im Ort mussten wir den Campingplatz erst suchen. Nach Valberg hinauf wollten wir nicht mehr. Nach kurzer Orientierung fanden wir ein Schild. Der Platz liegt 2 km südlich des Ortes in Richtung Gorges des Daluis. Man verlässt die Straße im spitzen Winkel und fährt durch mehrere kleine rostrote Felstunnel den Weg zum Campingplatz. Die Gorges hatten wir ja für den darauffolgenden Tag im Programm. Der Platz besitzt nur eine mäßige Ausstattung, deshalb fuhren wir abends noch einmal in den Ort zum Einkaufen.

 


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 11.Tag: Die roten Felstunnel der Gorges de Daluis

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
09.07.2002 59 617 700 14.100 Camping

 

Wie schön, dass wir uns an diesem Morgen entschlossen hatten, zunächst alles zusammen zu packen und im Campingplatzrestaurant zu frühstücken. Kaum saßen wir, fing es an zu regnen. Schnell nahmen wir uns den Tisch und stellten ihn unter eine Überdachung. Wir entschlossen uns zu warten, weil am Horizont ein heller Streifen zu erkennen war. Wir hofften die Gorges de Daluis bei Sonnenschein durchfahren zu können.

Die Gorges de Daluis sind traumhaft schön. Für Radler absolut zu empfehlen. Das rötliche Schiefergestein, die tiefe Schlucht, die vielen Felstore, die die Straßenbaumeister durch den Fels schlagen mussten sind spektakulär anzusehen. Wir mussten vom Campingplatz aus nicht zurück bis Guillaumes fahren, weil die kleine Nebenstraße zur D2202 in ihrem weiteren Verlauf wieder zur eigentlichen Straße zurückführt. Wir konnten die riesige Brücke bereits von weitem sehen. Es handelt sich wohl um die alte Straßenführung. An der riesigen Brücke beginnt auch der optisch schönste Teil der Schlucht. Zum fotografieren fehlte die Sonne, aber es regnete wenigstens nicht mehr. Immer wieder hielten wir an um die tollen Felstore und Schluchten zu fotografieren.

Am Ende der Schlucht wurde das enge Tal plötzlich breiter. Leider fing es wieder an zu regnen. Wir mussten uns die Regensachen anziehen, nahmen es aber locker. Langsam radelten wir durch den Ort Daluis hindurch bis zum Straßenabzweig in Richtung Annot / Castellane. An dem Straßenabzweig gibt es ein großes Felstor. Aufgrund des stärker einsetzenden Regens stellten wir uns dort kurz unter, entschlossen uns aber ziemlich schnell unsere Fahrt auch im Regen fortzusetzen. Die Straße in Richtung Annot war als Nationalstraße etwas mehr befahren, es ließ sich aber noch ertragen. Am Straßenabzweig der N202/D908 hielten wir kurz an. Unter einem Dachüberstand saß eine 4-köpfige tschechische Familie, die ebenfalls mit ihren Rädern unterwegs waren. Wir schauten uns nur an, konnten uns aber leider überhaupt nicht verständigen. Lange blieben wir dort nicht. Wir entschlossen uns die 2 km „Stichweg“ bis nach Annot zu fahren. Wir mussten zwar denselben Weg wieder zurück um weiter nach Castellane unserem heutigen Ziel zu radeln, wollten aber erst einmal Geld ziehen. Wir benötigten dringendst einen Bankautomat.

In Annot fanden wir alles, einen Bankautomat und eine Alimentation in der wir unsere Lebensmittelvorräte aufstocken konnten. Mitten im Ort trafen wir einen „Langzeitradler“ aus Stuttgart. Er war bereits seit 3 Monaten unterwegs. Er zählte uns von seiner Tour und von seiner geplanten Weiterfahrt nach Korsika. Auf meine Frage hin, wie man es denn schaffe drei Monate Urlaub zu haben, gab er mir die Auskunft, dass er ledig sei, keine Kinder habe und seinen Arbeitsplatz einfach gekündigt habe. Nach der Rückkehr würde er sich einen Neuen suchen. Na ja, Mut hatte der Mann. Die weitere Fahrt in Richtung Castellane war auf dem ersten Stück nicht sehr spektakulär. Wir legten noch einen Zwischenstop in Rouine an einem Hotel ein, fuhren dann aber schnurstracks den Col des Toutes Aures hinauf.

Er ist nicht sehr schwer zu befahren. Danach sausten wir hinab in Richtung Lac de Castillon, einem riesigen Stausee. Nach unserem Mittagessen am Ufer des Sees beeilten wir uns um Castellane zu erreichen. Den Ort kannte ich persönlich bereit sehr gut, weil ich dort mit meiner Familie schon einen 2 wöchigen Urlaub am Verdon verbracht hatte. Am Ortseingangsschild von Castellane hielten wir kurz an. Der Blick zur Notre Dame du Roc, einer kleinen Kirche hoch oben auf einer Felsnase war wunderschön. Unser Zelt bauten wir auf dem mir bekannten Platz am Verdon auf. Den späten Nachmittag verbrachten wir noch am Pool, den Abend mit einem Bummel durch den Ort. Während wir später vor unserem Zelt eine leckere Pizza aßen und eine leckeres Gläschen Wein tranken, entwickelte sich auf dem Platz ein Riesenspektakel. Ca. 200 Menschen standen vor einer Bühne und nahmen an einer Karaoke Veranstaltung teil. Wir nahmen es locker, sangen mit und kamen erst um 24:00 Uhr in den Schlaf. Auf dem Weg zum Zelt schauten wir immer wieder zu den Sternen hoch. Der klare Himmel versprach eine gute Wetterlage.

 


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 12.Tag: Am Gorges du Verdon entlang nach Moustier St. Marie

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
10.07.2002 68 685 1.100 15.200 Camping

 

Mit der nachts getroffenen Vermutung lagen wir goldrichtig. Als wir den Reißverschluss des Zeltes aufzogen, reichte der erste Blick um zu erkennen, dass es keine Wolke am Himmel gab. Wir saßen beim „Petit de Jeune“ (kleinem Frühstück) hatten Kaffee und Orangensaft und ließen es uns gut gehen. Die Stimmung war gut, versprach doch der Tag einige spektakuläre Ausblicke.

Das erste Stück am Verdon entlang ist noch relativ flach. Nur mäßige kleine Anstiege, die Straße führt quasi direkt am Fluss entlang. Rechts von uns steile Felsen. An der Pont de Soleil fuhren wir nicht weiter in Richtung Trigance, sondern rechts ab in Richtung La Palud. Bis La Palud fordern uns mehrere Anstiege schon gewaltig. Kurz vor La Palud befindet sich der Straßenabzweig zur Route du Crete. Es handelt sich um den spektakulärsten Teil der Straßenführung auf der Nordseite der Verdonschlucht. Die Schleife besitzt einen Anstieg bis auf eine Höhe von 1360 m um anschließend mitten in La Palud zu enden. Anfang und Ende der Schleife liegen somit nur 2 km auseinander.

Auch diesen Anstieg meisterten wir mit Bravour. Warum auch nicht, wir hatten doch inzwischen komplett die Hochalpen überquert. Die Route du Crete ist schon spektakulär, steil über mehrere 100 Meter abfallende Felswände, tief unten der Fluss. Immer wieder tolle Ausblicke in die Schlucht. Auf der anderen Seite der Schlucht ist die südliche Straßenführung zu erkennen. An einer Aussichtstelle sahen wir mehrere Ziegen. Eines unserer Baquettes welches hinten aus der Tasche ragte, hatte keine Chance. Ehe wir eingreifen konnten, hatte es sich eine Ziege bereits geschnappt. Unterhalb von La Palud gibt es eine Wiese mit Bänken. Dort stärkten wir uns erst einmal, bevor es weiterging in Richtung Lac de St.Croix. La Palud liegt ca. 900 m hoch, wir mussten noch einmal durch Lavendelfelder hindurch ca. 150 m hinauf. Danach konnten wir hinuntersausen bis zum Lac de St.Croix. Der riesige Stausee liegt am Ende der Verdonschlucht. Von oben bereits zu sehen, glitzerte er in der Sonne. Unter der Geletas-Brücke fuhren Tretboote in die Schlucht hinein. Die von uns befahrene Straße mündet in die Straße, die von der Geletas-Brücke aus nach Moustier führt. Direkt gegenüber der Einmündung befindet sich der Campingplatz, den wir auch direkt ansteuerten.

Ohne Gepäck fuhren wir am späten Nachmittag die 3 km in den Ort hinauf. Kein gewaltiger Anstieg, aber ins schwitzen kamen wir doch noch. Am Ortseingang liegt das Hotel Belvedere. Wir setzten uns draußen erst einmal hin und schlürften ein kleines Bier. Wir fanden, wir hatten es verdient. Mit Blick auf den Ort schrieb ich einige Zeilen in mein Tagebuch. Später saßen wir auf dem kleinen Platz in der etwas höher liegenden Innenstadt oberhalb der alten Kirche und beobachteten die Menschen die um uns herum durch den Ort bummelten. Noch im April war ich mit der Familie im Ort gewesen. Damals hatte die Sonne auch geschienen, trotzdem hatte sich der Ort stark verändert. Das Farbenspiel zwischen den vielen Blumen, den Mauern und den gestrichenen Blendläden war schon toll. Faszinierend auch die alte Waschstelle an der Brücke über der man die Schluchtseite wechseln kann. Nicht zu vergessen hoch oben zwischen den Felsen der Stern, das Wahrzeichen Moustiers. Den Abend verbrachten wir im Campingplatzrestaurant. Während Burkhardt Karten schrieb, aktualisierte ich unsere Tour-Statistik. Wir hatten die 15000 Tour Höhenmeter überschritten.

 


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 13.Tag: Durch das Tal der Asse nach Niozelles

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
11.07.2002 85 770 500 15.700 Camping

 

Am frühen Morgen ging ich mehrmals die Stufen zum Duschbereich /Rezeption hinauf. Dabei spürte ich jeden Muskel. Wieder am Zelt angekommen sah ich, dass Burkhardt mit unseren Zeltnachbarn in ein Gespräch vertieft war. Es handelte sich um ein holländisches Ehepaar. Sie waren mit dem Wohnwagen unterwegs und gerade dabei zu packen. Der Mann erzählte uns, dass er auch schon mal den Galibier mit dem Rad hochgefahren war. Mit Gepäck wäre er aber noch nie unterwegs gewesen. 

Um 09:00 Uhr saßen wir wieder auf unseren Rädern. Die 100 Höhenmeter nach Moustier waren wieder schnell zurückgelegt. Meine Muskeln taten auch nicht mehr so weh. Danach ging es in langen Kehren hinauf bis auf eine Höhe von ca. 700 m. Wir kamen an einem Geschäft mit einer großen Dinosaurierfigur vorbei. Dort konnte man Lavendelhonig, Kräuter, Geschirr und Sonstiges kaufen. Kurze Zeit später fuhren wir rechts ab auf die D56 in Richtung Puimosson. In Puimosson hielten wir an einer Bar. Dort besprachen wir die weitere Streckenführung die uns über Niozelles nach Sault bringen sollte. Wir hatten ursprünglich noch vor, in die Montagnes de Lure zu fahren. Burkhardt wünschte aber lieber direkt zum Mont Ventoux zufahren. Ich hatte kein Problem damit. Also kurbelten wir mit unseren Rädern weiter nach Westen. Wir fuhren auf einem Hochplateau, welches aber plötzlich endete. Von der Stelle aus konnte man tief ins Tal der Asse schauen.

In Kehren fuhren wir hinunter nach Brass d´Asse. Im Ort legen wir eine kurze Pause ein, fahren dann aber das gerade Straßenstück entlang der Asse bis nach Oraison. Es war inzwischen wieder so heiß geworden, dass wir uns draußen vor einem Cafe eine Cola genehmigten. Bis Niozelles war es dann nicht mehr all zu weit. Wir kamen bereits am frühen Nachmittag an. Den Campingplatz kannten wir noch von unserer Tour aus dem Jahr 1998. Damals hatte man uns mit unserem Zelt auf einen Randbereich des Platzes verwiesen. Diesmal war alles anders. Wir bekamen einen wunderschönen Stellplatz in der Nähe des Pools. Die Duschen und das Restaurant waren auch in unmittelbarer Nähe. Links von der Rezeption stand ein Tisch und einige Stühle. Wir bedienten uns einfach. Es hatte niemand ein Problem damit. Spät nachmittags am Pool sprach mich der Bademeister an. Er hatte auf meinem T-Shirt die Namen einiger  Pässe unserer Tour gelesen und interessierte sich sehr für unsere Tour. Ich unterhielt mich längere Zeit mit ihm auf Englisch. Die Verständigung lief etwas holprig, wir waren beide aber zufrieden damit.

m Schatten war es sehr angenehm an dem Nachmittag. 30 Grad Celsius die Lufttemperatur und überhaupt nicht schwül. Als ich zurückkam, standen auf unserem Tisch zwei große Gläser Bier. Burkhardt war in der Zwischenzeit aktiv geworden. Der Käse stand auf dem Tisch und wartete darauf verzehrt zu werden. Abends aßen wir im Restaurant ein Menü für 11,- Euro. Wir wurden nicht ganz satt und bestellten uns noch Pommes Frites hinterher. Radler sind halt hungrig. Ich hatte den Eindruck hier in der Provence vollkommen auszutrocknen. Man konnte tagsüber einfach nicht genug Wasser trinken. Leider gab es am Abend keine musikalische Einlage wie 1998, anderseits waren wir auch froh die Ruhe genießen zu können. Nur vier Tische im Restaurant waren besetzt, ein größerer mit der Familie des Campingplatzbesitzers. Die Frau musste ständig aufstehen um die Gäste zu bedienen, während ihr eigenes Essen kalt wurde. Sie tat mir ein wenig leid. Später wurde es Zeit schlafen zu gehen.

 


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 14.Tag: Lawendel überall oder Mont Ventoux wir kommen näher

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
12.07.2002 65 835 900 16.600 Camping

 

Wir bauten morgens in Ruhe unser Zelt ab. Die Rezeption hatte noch nicht geöffnet, deshalb mussten wir noch etwas auf unser Brot warten. Beim Baguette-Kauf sah ich Burkhardts Foto-Stativ auf einer Eistruhe liegen. Wir hatten es gestern liegen lassen. Bis Forcalquier waren noch einige Kilometer zu fahren, landschaftlich aber aufgrund der teilweise breiten Strasse nicht besonders erwähnenswert. Bei der Ortsankunft sahen wir einige Hinweisschilder u.a. dass zur Zitadelle hoch. Es handelt sich um einen sehr steilen Pfad, auf dem wir 1998 die Räder hochgeschoben haben.

Hinter Forcalquier fuhren wir weiter in Richtung Westen bis zu dem kleinen Ort Le Roche de Ongles. Der winzige Ort liegt rechts etwas abseits von dem besagten Felsen (Roche). Einige Meter hinauf entdeckten wir die uns bekannte Bar. Ein Hund lag davor und döste vor sich hin. Das Wetter war nach wie vor toll. Kein Wölkchen am Himmel, wir schwitzten zwar mächtig, aufgrund des leichten Winde lies es sich aber gut aushalten.

Wir fuhren um den mächtigen Felsen Roche de Ongles herum. 2,5 km weiter schwenkte die Straße nach Norden. Das rechts von uns zu sehende kleine Dorf Le Lorgue mit der  kleinen Kapelle hatte optisch etwas Besonderes. Aber was? So stellte ich mir ein verlassenes mexikanisches Dorf vor. Kleine Häuser, verlassen, eine kleine Kirche und sonst nichts. Alles irgendwie gespenstig. Es sah fast aus wie eine verlassene Filstadt. Ein paar Kilometer weiter müssen wir noch einige Höhenmeter hinauf um in den Ort Banon zu gelangen. Im Ort gibt es wie in fast allen französischen Dörfern einen Brunnen. Direkt daneben an einer kleinen Mauer packten wir unseren Kocher aus. Da unsere aus Deutschland mitgebrachten Tütensuppen aufgebraucht waren, kochten wir zum ersten mal eine der in Frankreich gekauften. Wir dachten wir hätten Tomatensuppe gekauft, in Wirklichkeit handelte es sich um eine Miesmuschelsuppe. Man konnte sie aber durchaus essen.

Burkhardt organisierte in der etwas abseits gelegenen Bar eine Cola. Hinter Banon zog sich die Straße durch einen Talkessel. Es war brütend heiß, kaum zum aushalten. Die soeben getrunkene Cola war sofort wieder „verdampft“. Danach ging es nochmals 50 m hinauf. Ab dort hatten wir die wesentlichen Höhenmeter des Tages gemeistert. Wenn mich einer gefragt hätte, worin der Haupteindruck des Tages gelegen hätte, wäre meine Antwort folgender maßen ausgefallen: Wunderschöne  Lavendelfelder überall! Wir konnten uns überhaupt nicht satt sehen. Ständig wurde fotografiert. Auf der Höhe von St. Trinit wurde die Straße erheblich breiter. Es schien sich dort um ein Militärgebiet zu handeln. 3 km weiter standen wir plötzlich vor dem Campingplatz von Sault. Links vom Eingang befand sich ein Schwimmbad, dass auch von den Dorfbewohnern genutzt wurde.

Bei dem Platz handelte es sich auch um einen Städtischen (Municipal). Das Zelt war schnell aufgebaut. Der erste Gang war dann der in das Schwimmbad. Unsere Köpfe benötigten dringend eine Abkühlung. Wir hielten uns nicht sehr lange dort auf, weil es uns etwas zu laut zuging. Den späten Nachmittag und Abend verbrachten wir in Sault. Dort gibt es einen größeren Platz mit Bänken und einer Bar. Dort saßen wir lange, unterhielten uns über den weiteren Verlauf der Tour und blickten auf den Mont Ventoux. Morgen wollten wir ihn zum zweiten Mal knacken. Zum Abend hin fuhr wie 1998 schon ein Pizzawagen vor. Unser Abendessen war somit auch gesichert. Vor vier Jahren störte es den Barbesitzer nicht, dass wir die Pizza an seinem Tisch aßen. Vielleicht hätten wir auch vorher nicht fragen sollen. Er wollt es nicht. So verspeisten wir die Pizza auf einer Parkbank. Abends lagen wir auf unseren Matten vor dem Zelt und träumten von gutem Wetter am Mont Ventoux.

 


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 15.Tag: Über den Mont Ventoux nach Malaucene

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
13.07.2002 65 900 1.300 17.900 Camping

 

Morgens wurden wir schon um 06:00 Uhr unsanft geweckt. Mehrere Autotüren knallten. Eine Gruppe Ankömmlinge unterhielt sich laut. Sie waren vermutlich früh den Mont Ventoux hochgefahren um den Sonnaufgang oben zu erleben. Wir hatten im Ort noch unsere Verpflegungseinkäufe getätigt und sausten in die Talsenke auf eine Höhe von 700 m hinab. Der eigentliche Anstieg zum Mont Ventoux beginnt erst dort und nicht in der Ortsmitte. Die Steigung ist von Sault aus bis zum Chalet Reynard recht angenehm zu befahren, ziemlich gleichmäßig. Man kommt kaum aus dem Tritt. Einige Rennradfahrer überholten uns. Auffallend war, dass einige erhebliche Probleme hatten uns zu überholen. Das sollte ohne Gepäck doch eigentlich ganz leicht sein. Keine Ahnung, ob die oben ankamen.

Das Highlight des Morgens ist ein Fernsehteam des Sender France3, welches mit voller Ausrüstung am Anstieg unterwegs ist. Wir wurden mehrmals gefilmt, wissen aber nicht, ob der Teil jemals gesendet wurde. In einer Kehre steht die Filmkamera nur 100 m von uns weg. Hinter mir fuhren Rennradfahrer. Ich machte mir eine zeitlang einen Spass daraus mit ihnen um die Wette zufahren. Lange hielt ich das aber mit meinen gut 30 kg Gepäck nicht durch. Nach knapp 2 Stunden kurbeln erreichten wir das Chalet Reynard. Am Chalet stoßen die beiden Straßen von Sault und Bedoin aus zusammen. Ab dort geht es dann über einen ca. 10 -12 % Anstieg hinauf auf den Mont Ventoux. Schon vor dem Chalet Reynard wurden wir von einem Familienvater gefilmt. Na ja, jetzt werden wir auch im Heimkino gesendet. In der Bar tranken wir zwei Tassen heiße Schokolade und hielten uns ca. ½ Stunde auf.

Während uns die Sonne auf der Südseite noch verwöhnte, sahen wir bereits Wolken, die sich oben am Gipfel auftürmen. Die letzten 500 Höhenmeter waren für uns nicht leicht zu befahren. Wir gerieten immer mehr in Wolken und einem sehr starken Wind. Während wir in einer Rechtskurve voll dem Gegenwind ausgesetzt waren, bekamen wir in einer Linkskurve leichten Schub von Hinten. Am Denkmal von Tom Simson machten wir eine kurze Pause und fotografierten. Danach waren nur noch 140 Hm zu bewältigen. Das Stück ist jedoch noch ziemlich steil, so dass wir noch jeden Muskel spürten. Allerdings ist die Befahrung des Mont Ventoux nicht so schwer, wie in manchen Berichten dargestellt. Es gibt viele Alpenpässe, die wesentlich steiler sind und einen längeren Anstieg haben. Kurz vor der Ankunft fuhren wir nebeneinander auf die Kuppe zu. Oben standen sehr viele Rennradfahrer. Alle brachen bei unserer Ankunft in Jubel aus und beklatschten uns. Das war schon ein tolles Gefühl. Viele konnten es gar nicht fassen, dass man mit soviel Gepäck den Mont Ventoux hinaufkommt. Wir mussten immer wieder Erklärungen abgeben, dass es in Wirklichkeit nicht so schlimm ist, dass man nur langsamer unterwegs ist.

Aufgrund der Wolken konnten wir die Antennenstation fast nicht sehen. Hin und wieder riss der Wind ein Loch in die Wolken. Den Zeitpunkt nutzten wir dann um ins Tal zu fotografieren. Oben ergab sich noch die Situation, dass ich von einem Rennradfahrer auf Englisch angesprochen wurde von ihm doch ein Foto zu machen. Ich antworte noch mit „No problem“, bemerke aber, dass er sich mit der Frau auf Deutsch unterhält. Na ja sie kamen aus Gladbeck. Wir wohnten zu Hause nur 15 km voneinander entfernt. Die Abfahrt ging rasend schnell. Wir wollten schnell in die Wärme. Kurz vor Malaucene gibt es eine schöne Picknickstelle an der „Source de Vaucluse de Grosseau“. Dort stehen einige Tische und Bänke. Dort machten wir es uns bequem und hielten unser Mittagsmahl. Der Campingplatz in Malaucene befindet sich nur einige hundert Meter weiter auf der linken Seite vor dem Ort. Er ist sehr klein. Abends bummelten wir noch durch den Ort und kauften im Super U die nötigen Sachen für unser am Abend geplantes „Festmahl“ ein. Vier Stücke Fleisch brieten am Abend in der Pfanne. Im Woktopf brutzelte eine Paella, eine gekühlte Flasche Wein stand neben dem Zelt. Uns ging es gut.

 


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 16.Tag: Durch die Gorges de Nesque nach Villes sur Auzon

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
14.07.2002 75 975 1.000 18.900 Camping

 

Morgens standen hoch oben einige Wolken am Himmel. Von Nordwesten her zogen dicke Wolken über den Mont Ventoux. Wir kauften noch ein Brot und Malaucene und fuhren anschließend über die D938 nach Süden. 3 km hinter Malaucene verließen wir die D938 und fuhren über die kleine D19 in Richtung Bedoin, quasi um den Mont Ventoux herum. Kurz vor Bedoin lagen zwei „nette Hunde“ auf der Fahrbahn. Wir befürchteten durchstarten zu müssen, mit dem Gepäck aber nicht so einfach. Als wir näher kamen, bemerkten wir aber, dass sie die Straße freimachten. In Bedoin gingen wir in ein Cafe und bestellten uns eine heiße Schokolade. Bedoin ist ein niedlicher kleiner Ort, der eine Ortsdurchfahrt mit dicken Platanen besitzt.

Bekannt ist der Ort natürlich auch dadurch, weil hier einige Male die Tour de France durchführte. Das Sträßchen nach Floissan war schnell gefunden. Links von uns sichtbar hatten wir den Mont Ventoux immer im Blick. In Floissan gab es ein kleines Straßenfest. Wir schoben unsere Räder zwischen den Verkaufsständen durch. Mehrere Male wurden wir von älteren Menschen auf unsere Räder angesprochen. Danach fuhren wir die 650 Höhenmeter hinauf zum Col N.D. Abeilles. Mit 996 m Höhe der letzte knapp tausender auf unserer großen Tour. Hinter der Abfahrt in Richtung Sault fanden wir dann die Straßeneinmündung der D942 in Richtung Gorges du Nesques. Wieder einmal kurbelten wir uns 100 m hinauf. Danach sahen wir nur noch herrliche Schluchten bis nach Villes sur Auzon. Nicht so spektakulär tief wie am Verdon aber dennoch toll anzusehen. Auffallend war, dass man den tief unten fließenden Fluss nie sehen konnte. Die Abgründe waren noch bis tief unten bewaldet. Durch mehrere kleine Felstore fuhren wir, bis sich die Schlucht weitete und den Blick auf Villes sur Auzon freigab.

Danach gab es zunächst ein Problem. Der am Ortseingang liegende Municipalplatz hatte keinen Stellplatz mehr frei. Wir fuhren selber den gesamten Platz ab, konnten aber kein freies geeignetes Fleckchen finden. Ein Holländer gab uns dann den Tipp, ein Stück weiterzufahren. In Villes sur Auzon sollte es noch einen Platz geben. Der zweite Platz lag direkt an der Straße nach Carpentras. Auch dieser Platz war voll belegt. Nach mehreren Bitten wurde uns aber doch noch geholfen. Wir durften auf dem Rasen einer nicht belegten Ferienwohnung (Maisson) unser Zelt aufschlagen. Hatten dadurch gleichzeitig auch eine Wäscheleine und Stühle und Tisch. Der Platz hatte auch einen Pool, den wir natürlich nach dem Duschen sofort nutzten. Im Verlauf des Tages hatte sich das Wetter erheblich gebessert. Die Sonne schien wieder gnadenlos auf unsere Köpfe herab.

Villes sur Auzon war als Ort weniger interessant. Bedoin hatte uns besser gefallen. Ein Highlight gab es dennoch. Von der Straße aus gesehen gab es eine kleine Bar mit einem vollkommen unscheinbaren Eingang. Als wir sie betraten, sahen wir, das die Bar hinten im Garten eine riesige Terasse und mehrere Boule-Felder besaß. Ca. 100 ältere Herren spielten in einer Art Wettbewerb gegeneinander um den Sieg Boule. Vorne auf der Terrasse stand ein Tisch an dem fleißig die Ergebnisse notiert wurden. Dem Treiben schauten wir eine ganze Zeit zu. Den Abend verbrachten wir im Campingplatzrestaurant. Wir waren angenehm überrascht über das Preis/Leistungsverhältnis.

 


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 17.Tag: Über den Col de Murs nach Fontaine de Vaucluse

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
15.07.2002 65 1.040 900 19.800 Camping

 

Nachts hatte es etwas geregnet. Als wir die Nase aus dem Zelt steckten sahen wir, dass die Wolken vom Mont Ventoux her kommend aufrissen. Wir gingen direkt ins Campingplatz-restaurant und bekamen dort ein tolles Frühstück serviert. Es war noch sehr ruhig auf dem Platz. Den Ort verliessen wir auf einer kleinen Straße in Richtung Methamis. Wir fuhren durch hügeliges Gelände durch Weinreben hindurch um einen kleinen Berg herum. Während wir Methamis links liegen liessen, trampelten wir weiter in Richtung Malemort. Vor Malemort bekamen wir einen riesigen Schrecken. Als wir an einem Firmengelände vorbeifuhren, sahen wir vor dem Tor eine riesige Dogge stehen, die uns nicht gerade freundlich anstarrte. Das Tor war geöffnet und eine Leine oder Kette weit und breit nicht zu sehen. Viel Zeit zum Nachdenken blieb nicht. Wir entschieden uns für eine langsame Vorbeifahrt. Das Verhalten war genau richtig. Schön rechts auf der Straßenseite bleiben, sie wird uns schon nichts tun waren meine Gedanken. Es klappte tatsächlich. Die Dogge blieb ruhig am Tor stehen. Wir hatten ihr Terrain nicht angetastet. Schnell wegzufahren hätte mit dem Gepäck ohnehin nicht funktioniert, zumal es auch noch leicht bergauf ging. Vorsichtig schauten wir uns immer wieder um. Der Hund blieb glücklicherweise stehen.

In Malemort gibt es ein schönes altes Stadttor zu sehen. Wir fotografierten es und fuhren weiter nach Venosque. Der Ort Venosque wurde wunderschön auf einem Felsen gebaut. Wir mußten zwar 50-60 m hoch fahren, aber das war es wert. Eine alte Kirche, deren Dach aus aufeinandergelegten Felplatten bestand, eine außenliegende Treppe, die zum Glockenturm hinaufführte waren toll anzusehen. Der Ort selbst wirkt sehr mittelalterlich mir Resten eines alten Chateaus. Hinter Venosque führte uns die Straße mit mässigem Anstieg hinauf zum Col de Murs (627 m) unserem letzten Pass auf unserer langen Fahrt. Die Straßenführung war wunderschön. Mitten durch eine kleine Schlucht führte sie an viele Picknickplätze vorbei. An einer Stelle kochten wir unser übliches Süppchen. Noch ein wenig hinauf und schon standen wir auf dem Col de Murs. Hinter dem Col de Murs gab es noch einmal eine kleine Talsenke, aus der wir wieder bis auf eine Höhe von 530 m hinauffahren mussten. Ein wirkliches Problem stellte der Anstieg aber kaum dar. Hinter Murs sausten wir hinab nach Gordes.

In Gordes kamen wir aus dem Staunen nicht mehr heraus. Ein tolles altes Chateau mit Museum, die mittelalterliche Häuser, die Hanglage, luden uns ein, dort einige Zeit zu verweilen. Danach wurde es Zeit weiter nach Fontaine de Vaucluse zu fahren. Über  hügeliges Terrain erreichten wir Fontaine de Vaucluse um 16:30 Uhr. Der Campingplatz war schnell gefunden. Eines nahmen wir sofort wahr, Touristenrummel pur. Mit Bussen wurde hier jeder herangekarrt, der noch gerade laufen konnte. Alle wollten sie die unterirdische Quelle sehen. Auch wir reihten uns ein in den gigantischen Strom an Menschen und wanderten zu der Quelle. Man läuft quasi durch einen langen Talkessel an einer ehemaligen Papierfabrik vorbei, bis man zu der Stelle kommt, wo unten der See zu sehen ist. Am Weg aufgereiht Souvenirladen an Souvenirladen. In Fontaine aßen wir am Abend eine Pizza, bevor wir uns aufmachten ein paar Stunden zu schlafen.

Etwas wehmütig dachte ich darüber nach, dass unsere Reise Morgen sein Ende nahm. Wir würden Morgen die 1100 km und 20000 Höhenmetermarke überschreiten. 900 Fotos hatte ich inzwischen mit meiner Digitalkamera gemacht.

 


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 18.Tag: Über Avignon erreichen wir Pont du Gard unseren Zielort

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
16.07.2002 70 1.110 300 20.100 Camping

 

Wenn heute noch alles klappt stehen wir am Abend in Pont du Gard/Remoulins und werden mit dem Fahrradreisebus der Firma Natours wieder mit nach Dortmund genommen.

Ganz früh am Morgen um 05:00 Uhr mussten wir erst einmal ein paar junge Franzosen um Nachtruhe bitten. Sie stritten um irgendetwas. Nachdem wir energisch riefen wurde es ruhiger. Wir ließen uns morgens viel Zeit. Erst um 10:00 Uhr radelten wir in Richtung L Ìsle  s-la-Sorgue. Aufgrund der Nähe zu Avignon nahm der Verkehr doch beträchtlich zu. In Le Thor gelang es uns auf eine kleine Nebenstrecke zu wechseln. In den Vororten von Avignon verloren wir kurze Zeit die Orientierung, fanden nach einiger Zeit die Ausschilderung zum Palais de Papes wieder. Es war schon toll noch mal mit den Rädern vor dem Papstpalast zu stehen. 1998 war Avignon das Ziel unserer ersten Alpenüberquerung.

Ca. 3 Stunden schoben wir unsere Fahrräder bei tollem Wetter durch die Gassen, schauten Straßenkünstlern zu, tranken Cafe und genossen einfach das Flair dieser doch so geschichtsreichen Stadt. Leider gab es keine andere halbwegs akzeptable Straßeführung  in Richtung Remoulins als die N100. Sie ist uns als ziemlich nervig in Erinnerung geblieben. Dauern überholten uns Laster mit zu geringem Abstand. Wir waren froh, dass es mit dem Erreichen von Remoulins vorbei war. Die Bushaltestelle an der Brücke über den Fluss Gordon hatten wir schnell gefunden. Dort sollte uns der Bus um 19:00 Uhr abholen. Wir hatten noch reichlich Zeit und so entschlossen wir uns nach Pont du Gard zu fahren um das berühmte Viadukt zu besichtigen.

Auf dem Weg dorthin kam uns die Überlegung, ob wir es nicht hinbekommen würden auf einem Campingplatz zu duschen. Eine Übernachtung stand ja nicht mehr an. Am ersten Platz an dem wir anhielten wurden wir sofort abgeblitzt. Keine Chance ! Auch der Hinweis auf eine mögliche Bezahlung half nicht weiter. Also radelten wir weiter nach Pont du Gard. Das Viadukt ist schon gigantisch in seinen Ausmaßen. Touristen gab es zwar auch viele, aber alles lief irgendwie geordnet ab. Bei der Besichtigung des Viaduktes sahen wir einige Menschen im Fluss baden. Wir schauten uns nur an und wussten sofort, dass das unsere Dusche vor der Abreise werden würde. Gesagt getan, ein Stunde später hatten wir eine ruhige Stelle gefunden und schwammen im Fluss. Die Fahrt nach Hause konnte also gewaschen und in sauberer Kleidung stattfinden. Etwas später saßen wir in einer Pizzeria nicht unweit der Bushaltestelle in Remoulins aßen eine Pizza und warteten auf den Bus. Der Bus der Firma Natours kam überpünktlich eine halbe Stunde zu früh. Uns sollte es recht sein. Alle ab Remoulins mitreisenden Gäste hatten sich inzwischen an der Bushaltestelle eingefunden. Pünktlich konnten wir Remoulins verlassen.

Ja, unsere Radtour war beendet! Eine gewaltige sportliche Leistung hatten wir hingelegt, von den Eindrücken ganz zu schweigen, die wir während unserer Tour gehabt hatten. Es sollte noch einige Zeit vergehen, bis ich die Tagebuchnotizen dazu verwendete diesen Reisebericht zu schreiben. 21  Pässe hatten wir überquert, dabei die höchsten der Alpen. 1130 km und 20181 Höhenmeter hatte mein Ciclo 414M aufgezeichnet.

Auf der Rückfahrt hatten wir im Bus sehr viel Platz. Er war nur zur Hälfte besetzt. Uns war es recht, so konnten wir uns breit machen und die Nacht über einige Stunden schlafen. Dortmund erreichten wir pünktlich um 13:00 Uhr am darauffolgenden Tag. War das eine gigantische mit kaum zu verarbeitenden Eindrücken gespickte Tour!!!

 


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