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 04.Tag: Gewaltanstieg zum Pico Veleta

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
02.07.2005 80 265 2.350 5.500 Camping "Las Lomas"

 

Ich ahne es morgens noch nicht, aber der Tag wird sich zu einem der härtesten Radtage entwickeln, die ich je gefahren bin. 80 km mit 2350 Höhenmeter bei einer Gewichtsbelastung  von zu Hause gewogenen 28 kg Gepäck zuzüglich 6 kg Wasser. Das Fahrrad wiegt ca. 17 Kg, ich selber 85 kg, d.h. insgesamt sind 136 kg hinauf zur höchsten Bergstraße Europas zu schaffen.

Ich stehe bereits um 06:00 Uhr auf, so dass ich bereits um 07:10 Uhr auf dem Fahrrad sitze. Zunächst geht es von Pitres aus hinab bis auf eine Höhe 1150 m. Dieser Punkt befindet sich am Straßenabzweig  Pampaneira/Bubion-Campileira. Dort befindet sich auch eine Tankstelle. Gut, dass es die gibt, denn eine knappe Stunde später in Capileira (1400 m) muß ich feststellen, dass dort kein Geschäft geöffnet hat. Na ja, Wasser konnte ich an der Tankstelle kaufen, aber keine Nahrung. Etwas mulmig ist mir zunächst schon zu mute nur mit im Gepäck befindlichen Tütensuppen den Pico Veleta auf 3400 m Höhe hinaufzufahren. Im Nachhinein betrachtet war es aber kein Problem. Eher das selbst 6 Liter Wasser zu wenig waren (1/2 Liter zum Geschirr spülen). Ich weis nicht, ob es an den hohen Temperaturen lag, oder weil der Körper in größerer Höhe ohnehin mehr Wasser benötigt. Jedenfalls musste ich in 3000 m Höhe Wanderer ansprechen, um sie nach Wasser zu fragen. Ich hatte nur noch einen halben Liter und wollte einfach sicher gehen. Die Gesichter der Wanderer werde ich nicht wieder vergessen. Mit strahlendem Blick boten mir mindesten 4 Personen gleichzeitig ihre Flasche Wasser an. Einen Liter nehme ich gerne an.

Zunächst zieht sich die Straße von Capileira aus gleichförmig hinauf bis auf eine Höhe von 2100 m. Den Wechsel vom Teerbelag in eine feine Schotterstrecke begrüße ich fast sogar, weil die Schotterstrecke zunächst aufgrund der vielen Löcher im Asphalt sogar besser zu befahren ist. In 2100 m Höhe befindet sich dann ein Schlagbaum mit einem Häuschen daneben, indem tatsächlich ein „Nationalparkposten“ sitzt. Wir begrüßen uns gegenseitig. Er lässt mich problemlos  die Schranke passieren. Bei Autos scheint das anders zu sein. Außer zweier Kleinbusse mit Wanderern, die mich überholen, sehe ich in den nächsten Stunden auf der Südseite kein Auto mehr. Bis auf eine Höhe von 2800 m komme ich zügig voran. Ich freue mich schon darüber, nach meinem Picknick in 2700 m Höhe bereits um ca. 13:30 Uhr die Marke von 2800 m  erreicht zu haben. Immerhin schon so hoch wie der Gedenkstein am Col de Bonnette in Südfrankreich. Die Strecke ab dieser Höhe stellt sich für mich mit der an meinem Fahrrad befindlichen relativ schmalen Bereifung als kleine Katastrophe dar. Ich wollte die restlichen ca. 11-12 km eigentlich fahren, rutsche mit dem Vorderrad aber immer wieder an dicken Gesteinsbrocken ab. Der Schwerpunkt liegt einfach zu weit hinten. So kommt es, dass ich streckenweise übrigens zum ersten Mal auf meinen Touren leider schieben muss. Berg hinauf, mit gut 50 kg, nicht so leicht. Mountainbiker, die mir entgegenkommen, fragen mich schon auf Englisch, ob ich ein Zelt dabei habe. Ich bejahe, rechne mir aber aus, ungefähr um 17:00 Uhr auf dem Veleta anzukommen, d.h. mir den Zeltaufbau zu sparen. Tatsächlich wurde es dann 17:30 Uhr. Oben dass letzte Stück Stichstraße hinaufgefahren, erreiche ich dann doch tatsächlich den Pico Veleta in einer Höhe von 3400 m. Grandiose Ausblicke als Belohnung für die strapaziöse Anfahrt. Oben stehen einige Spanier, die gerne bereit sind, mich mit meinem Fotoapparat zu fotografieren. Sie sind schlicht weg begeistert von dem Gepäck, mit dem ich hier oben ankomme. Die Temperaturen sind selbst in dieser Höhe noch angenehm. Der in den Alpen häufig zwingend erforderliche schnelle Trikotwechsel ist hier absolut nicht erforderlich. Keine Spur von Kälte oder Zeichen der Unterkühlung. Schade, dass ich aufgrund des Zeitverzugs mich nicht sehr lange oben aufhalten kann. Ich muss schließlich noch über eine Strecke von 37 km ca. 2300 m hinab. Bei der Abfahrt immer wieder Rückblicke auf den Pico Veleta und Kurzpausen zum fotografieren. Tief unten der Skiort Prado Llano, etwas links davon das Radioteleskop IRAM-IGN (Observatorium). An einem Straßenabzweig fahre ich nicht die Strecke weiter hinab nach Granada sondern eine ganz kleine Straße nach Seminario, um über diesen Weg den Campingplatz in Guejar-Sierra zu erreichen. Unten im Tal stelle ich fest, dass der Ort Guejar Sierra etwas höher liegt. So muß ich tatsächlich an diesem Tag nochmals ca. 150 m hinauf. Den Campingplatz „Las Lomas“ erreiche ich um 07:30 Uhr. Genau passend, um noch schnell das Zelt aufzubauen und um 20:00Uhr im Restaurant Platz zu nehmen. Mann, war dass ein gewaltiger Tag.

 


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