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 05.Tag: Der schönste Alpenpass (Col de Cayolle)?

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
27.06.2006 72 295 1417 5957 Camping "Le Planet"

 

Aufgrund der mäßigen Belegung des Campingplatzes und der fehlenden Einkaufsmöglichkeit hatte ich mir am Abend zu vor ein Frühstück bestellt. Ab 08:00 Uhr war das möglich. Mit voll beladenem Rad und Hänger stand ich pünktlich um 08:00 Uhr vor dem Restaurant und wartete darauf, dass die Tür aufgeschlossen wurde. Die Platzeigentümerin erschien ebenso pünktlich und so war es nur eine Frage von Minuten, bis heißer Kaffee, dunkles Brot, Marmelade und Orangensaft vor mir stand. Eine halbe Stunde später verabschiedete ich mich von ihr, nicht ohne zu Versprechen, mal wieder zu erscheinen. Ich hatte ihr erzählt, dass ich 2003 schon mal mit dem Rad auf ihrem Platz war. Mit verschränkten Armen stand sie vor mir, grinste sich einen und sagte „I wait for you“.

Die wenigen Kilometer zurück bis St. Martin de Entraunes waren schnell gefahren, zunächst zurück bis zum südlichen Straßenabzweig, dann etwas Bergauf bis in die Ortmitte zu der Bar, die tags zuvor bei der Ankunft geschlossen war (2002, 2003 u. 2004 geöffnet!). In einer kleinen Gasse gibt es eine Boulangerie, die darüber hinaus noch ein paar Lebensmittel verkauft. Die Auswahl ist allerdings sehr bescheiden, meine Wahl fiel letztendlich auf eine Dose Sardinen und ein Baguette und zwei große Flaschen Wasser. Danach konnte ich starten.

In Entraunes gab es eine Möglichkeit seine Nahrungsvorräte aufzustocken, die natürlich genutzt wurde. Als ich das Geschäft verließ, wurde es spannend. Zwei ca. 60 Jahre alte französische Damen standen um mein Gespann herum und diskutierten heftigst. Eine von den beiden sprach Englisch und so wurde ich natürlich wieder reichlichst ausgequetscht. Das Lustige an der Situation war, dass sie mir unbedingt erklären wollten, dass man den Col de Cayolle mit soviel Gepäck nicht hinauf kommen kann. Meine Widerworte, wenn auch höflich, halfen da überhaupt nicht. Selbst als ich mich verabschiedete, schauten sie mich an, wie wenn sie mir sagen wollten, dass sie mich in einer Stunde oder zwei ohnehin wiedersehen würden.

Im Jahr 2002 war von Norden über den Col de Cayolle gefahren. Schon damals fand ich die kleinen Kehren auf der Südseite so toll, dass ich mir fest vorgenommen hatte, einmal von Süden hinaufzufahren. Vier Jahre später wurde es wahr. Tosende Wasserfälle, kleine Tunnel, eine wunderbar abwechslungsreiche Straßenführung erwarteten mich hier. In einer Höhe von 1780 m befindet sich noch ein Hotel mit der Möglichkeit etwas zu trinken. Inzwischen hatte ich ja schon einige Höhenmeter in den Beinen. Danach führt die Straße an einem kleinen See vorbei, hinter dem dann kurze Zeit später die letzte Kehrenansammlung beginnt. Kurz vor der Passhöhe dann der Blick auf einen kleinen Bergsee, dahinter noch Schneereste. Auf der Passhöhe, die ich bereits um 12:50 Uhr erreichte, kam ich aus dem Schwärmen nicht mehr heraus! Das Farbenspiel der Pflanzen und Felsen, die ständig piependen Murmeltiere. Einfach klasse nach 2002 noch einmal auf dieser Passhöhe zu stehen. Es blieb genügend Zeit sich ein Süppchen zu kochen. Ein idealer Platz war die Fläche direkt gegenüber dem Gedenkstein.

Während ich esse, erreichte leider eine Kolonne von Motorradfahrern die Passhöhe. Dazu auch noch die Sorte, die es nur eilig hat so viele Pässe wie möglich an einem Tag zu befahren. Sie waren nervig, störten die Ruhe, ließen ihre Motorräder unnötig lange laufen, so dass ich schon überlegte, ob ich die Passhöhe verlassen sollte. Glücklicherweise verschwanden sie wieder so schnell wie sie gekommen waren. Vermutlich mussten sie an dem Tag noch über fünf weitere Pässe jagen.

Die Abfahrt wurde ein lustiges Wechselspiel zwischen mir und einer 4-köpfigen französischen Rennradfahrergruppe (2 Pärchen). Sie ließen es ebenso langsam angehen wie ich, deshalb überholte ich sie bestimmt zehnmal, während sie dasselbe taten wenn ich anhielt und fotografierte. Auf der Südseite gibt es zwei etwa 50-100 m lange Brücken.

Einige Kilometer weiter erreichte ich Bayasse. Im Jahr 2004 waren wir auf einer Nebenstrecke auf Schotterpiste vom Col de Bonnette hinuntergefahren. Erst ab Bayasse war die Straßenführung wieder geteert. Danach die Abfahrt durch die Gorges de Bachelard mit vorheriger Pausenmöglichkeit in St. Laurent. Kurze Zeit später erreichte ich Barcellonette. Vorbei an den mir bekannten Campingplätzen kurbelte ich in Richtung Ortsausgang um weiter über Jausier zum Fort de Tornoux zu fahren.

In Jausier dann das fast Unmögliche ! Es wurde nach mir gerufen. Links von mir auf einer Wiese saß das holländische Pärchen, das ich in St. Auban kennen gelernt hatte und winkte mit den Armen. Das war das zweite Mal, das wir uns trafen. Wir unterhielten uns nicht sehr lange. Sie waren heute über den Bonnette gefahren, wollten noch etwas einkaufen um dann in Jausier auf einen Campingplatz zu gehen. Mit zum Campingplatz am Fort de Tornoux, den ich ja nun kannte, wollten sie nicht fahren. Wir verabschiedeten uns voneinander und radelten jeder seines Weges. Für mich ging es weiter geradeaus. Nach 6 km und stand ich auf dem Campingplatz am Fort de Tornoux. Zum Abend hin radelte ich die 1,5 km nach Condamine Chatelard um in der dortigen mir bekannten Pizzeria zu essen. Eine Pizza „Complete“ in einer Größe von „Diametre 40 cm“ musste heute sein.

 


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