A  l  p  e  n  r  a  d  t  o  u  r  e  n  .  d  e

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 13.Tag: Vom Lac de Annecy über das Plateau des Glieres nach Taninges

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
05.07.2006 92 898 1566 19157 Camping "Municipal les Thezieres"

 

Eine viertel Stunde dauerte es am frühen Morgen, um zwei Franzosen, die in der Bar ihren Kaffee tranken, näheres über meine Radtour zu erzählen. Ich hatte mir Croissants und einen Grand Caffee bestellt und bemerkte, wie sie zu meinem Rad liefen und den Hänger inspizierten. Aufgrund der sprachlichen Schwierigkeiten war es nicht einfach, machte mir aber dennoch Spaß. Ich erklärte ihnen das System mit den Steckachsen und der umklappbaren Deichsel und beantwortete wie schon mehrfach so einige Fragen zur Tour.

Nachts hatte es etwas geregnet und ich befürchtete schon einen Wetterumschwung, vergessen hatte ich mein Handtuch auf der Wäscheleine. Es wurde reichlich nass. Dies ist auch der Grund warum auf einigen der folgenden Fotos ein Handtuch auf dem Hänger zu sehen ist.  Morgens beim Packen war das Wetter aber wieder super. Wunderschön war es morgens am Lac de Annecy entlang zu radeln. Schnell hatte ich ein Hinweisschild wahrgenommen, das auf einen Radweg in Ufernähe hinwies. Der N508, auf der ich 2 km entlang gefahren war weiter zu folgen, hätte absolut keinen Spaß gemacht. Ich fühlte mich trotz der strapaziösen Fahrt vom Vortag gut erholt. Es machte einfach Spaß diesen Radweg zu fahren. Früh morgens kamen mir bereits einige Jogger und Radfahrer entgegen.

In Annecy hielt ich mich nicht sehr lange auf, obwohl ich den Eindruck hatte, dass die Stadt eine Besichtigung wert war. Aber das hätte meinen Zeitplan vollkommen durcheinander geworfen. In Annecy le Vieux kaufte ich den Tagesproviant, danach musste ich nur noch dem Track im GPS-Gerät folgen um den Ort zu verlassen. Ein kleiner Schreck am frühen Morgen erzeugte dann am letzten Kreisverkehr ein Umleitungsschild. Um nach Naves Parmelan zu gelangen, sollte man den Schildern folgen. Genau durch den Ort wollte ich fahren. Ich hatte mir bei der Planung ein kleines Sträßchen ausgesucht um über Naves Parmelan nach Thorens-Glieres zu gelangen. Mutig geworden durch die Aktion vom Vortag am Col du Gran Cucheron, fuhr ich die 70 Höhenmeter hinab, bis ich plötzlich vor einer Brückenbaustelle stand. Es sah nicht gerade danach aus, dass hier eine Weiterfahrt möglich gewesen wäre. Aber ich gab keineswegs auf und das stellte sich als richtig heraus. An der Baustelle wurde gearbeitet! Also setzte ich mein strahlendstes Lächeln auf, begrüsste die Arbeiter in einem kaum mehr zu übertreffenden freundlichen Ton, zeigte auf mein Velo und fragte sie einfach, ob ich über die Brücke fahren durfte. Die Antwort kam kurz und klar, ein einfaches „JA“. Der Morgen war gerettet. Ich musste zwar eine Eisenstange beiseite schieben und einen Zaun leicht verschieben, aber ich konnte über die Brücke.

Das kleine Sträßchen war erreicht. Auf der anderen Seite ging es dann so wie auf dem folgenden Foto zu sehen weiter. Kein Auto bedrängte mich dort. Sehr ruhig konnte ich nach Naves Parmelan radeln. Die Strecke bis Thorens Glieres zog sich dann ziemlich hin. Ca. 12 km und 300 Höhenmeter durfte ich durch schöne Wiesen zwischen Bauernhöfen hindurch radeln, bis der eigentliche Anstieg zum Col du Collet begann. Kurz vor dem eigentlichen Steigungsbeginn sprach mich die ganz links auf dem Bild zu sehende ältere Frau an. Sie schien mich für verrückt zu halten, mit meinem Gepäck die gut 800 Höhenmeter hinauf zu wollen. Ich verstand zwar das wenigste von dem was sie sagte, die Gesten waren aber eindeutig.

Mein „No problem“ in freundlichem Ton als Antwort reichte aus, um auf ihrem Gesicht ein Lächeln zu erzeugen und mir gute Fahrt zu wünschen. Der Anstieg war nicht leicht, die Steigung fast durchgängig konstant zu fahren.  Im überwiegend schattigen Wald kurbelte ich 100 m um 100 m hinauf, nur sehr wenige Autos überholten mich oder kamen mir entgegen. Auf der Passhöhe, die ich ca. zwei Stunden später erreichte steht kein Passchild, nur eine Tafel mit dem Hinweis auf das Plateau des Glieres. Es ist nur eine kleine Senke von 30 m, in die ich hinabradelte um zum Col des Glieres zu gelangen. An einer Felswand vorbei zog sich die Straße noch einmal 100 Hm hinauf, dann war es geschafft. Im Winter schien oben auf der Passhöhe so einiges los zu sein. Ein riesiger Parkplatz, eine Touristikinformation, halt ein Skigebiet. Bei meiner Ankunft standen nur zwei Autos auf dem Platz, ein paar Wanderer beschäftigten sich mit ihren Rucksäcken und ihrer Ausrüstung. Das Passschild war hinter einem Baustellenzaun versteckt, aus diesem Grund gelang mir nur das folgende Foto.

Auf der Micheleinkarte hatte ich die 3 km unbefestigte Straße zu Hause bei der Planung ja gesehen, es war nur in Vergessenheit geraten. Insofern war ich einen kleinen Moment etwas erschrocken, dass es wieder über eine schlechte Wegstrecke bergab ging. Es waren aber nur 3 km bis zu der Stelle, die in der Michelinkarte als „Chez la Jode“ ausgewiesen ist. Am „Chez la Jode“ gibt es eine größere Holzhütte, ein Cafe/Restaurant in der gleichzeitig auch Keramik der Region verkauft wird. Ab dort war die Straße auch wieder asphaltiert. Draußen vor dem Cafe bestellte ich mir eine Cola und ließ mir Zeit.

Die Abfahrt nach Le Petit Bornand war extrem steil. Beide Hände immer fest am Lenker, die Bremsgriffe angezogen, fuhr ich langsam bergab. Für eine schnelle Abfahrt waren die vielen kleinen Kehren und der Zustand des Asphalts absolut ungeeignet. Die Straße nach Bonneville kannte ich schon von meiner Tour im Jahr 2003. Überwiegend leicht bergab ging es zügig weiter bis nach Bonneville hinein.

Ein Blick in Richtung Osten zeigte mir, dass das Wetter sich änderte. Mal entlang der D19, mal auf der D6 fuhr ich zügig weiter in Richtung Chatillon Cluses, meinem letzten Pass des Tages entgegen. Die 290 Höhenmeter waren relativ leicht zu bewältigen, aber es fing an zu regnen. Es donnerte und blitze vor mir so gewaltig, dass ich die Entscheidung traf, mich einige Zeit unterzustellen. Ich hatte noch ein paar Bananen und eine Cola. Um ein wenig Kräfte zu tanken, auch der richtige Zeitpunkt. Als der Regen etwas nachließ und der Zeitpunkt zwischen Blitz und Donner immer länger geworden war, entschied ich mich für die Weiterfahrt und erreichte kurz darauf die Straße von Cluses nach Taninges, aber es regnete wieder leicht.

Es ist erstaunlich, wie schnell sich die Schleusen am Himmel öffnen können. Nach dem Erreichen des Platzes hatte ich das Zelt kaum auf dem Rasen liegen, das ging es auch schon los. Eimerweise kam es von oben. So schnell war ich beim Zeltaufbau noch nie gewesen. Gut dass mein Zelt einen durchgängigen Gestängekanal besaß und dass das Innenzelt innen fest mit dem Außenzelt verbunden war. Im Eiltempo die 2 Stangen reingeschoben, stand das Zelt binnen 2 Minuten. Die Schuhe schnell ausgezogen und ins Zelt geworfen, konnte nicht mehr viel passieren. Ab da war mir alles egal. Ich hatte Spaß wie ein kleines Kind, lief in Socken über den nassen weichen Rasen und schlug die letzten Heringe in den Boden. Den Stellplatz hatte ich richtig gewählt, etwas auf einem kleinen Buckel gelegen, konnte nicht viel passieren, während das Wasser auf dem nicht weit entfernten Weg in 3 cm Höhe die Straße hinablief.

Während des Zeltaufbaus hatte ich noch wahrgenommen, dass zwei holländische Jugendliche mir ihre Hilfe angeboten hatten. Weil mir für lange Erklärungen die Zeit fehlte, hatte ich die Hilfe abgelehnt. Ich sah sie am Waschhaus stehen und lief zu ihnen hinüber um mich für die angebotene Hilfe zu bedanken. Sie waren auch mit dem Rad unterwegs und hatten ihr Zelt nur eine halbe Stunde vor mir aufgebaut.

Später als die Wetterlage sich etwas besserte, wagte ich es die 1,5 Kilometer nach Taninges hineinzufahren, um mich nach einem Restaurant Ausschau zu halten. Bei dem auf dem nachfolgenden Foto abgebildeten Restaurant handelt es sich zwar um das Restaurant, in dem ich den Abend verbrachte, das Foto entstand aber erst am sehr späten Abend nach dem Frankreich das WM-Spiel gegen Portugal 1:0 im Elfmeterschießen gewonnen hatte. Schon während des Spiels war die Geräuschkulisse im Restaurant enorm hoch gewesen. Nach dem Sieg war das Dorf kaum mehr zu bremsen. Autokorsos über Autokorsos fuhren laut hupend durch den kleinen Ort, Kinder mit wehenden Fahnen säumten den Straßenrand.

 


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