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 07.Tag: Valdemossa, La Granja, Bergab in Richtung Palma

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
23.05.2008 58 400 350 4000 Hotel Delta

 

Die Sonne schien mal wieder in voller Pracht als wir uns aufmachten, in Richtung Valdemossa zu radeln. Das Negativerlebnis am Abend zuvor war fast vergessen und wir freuten uns auf den in  Reiseführern so toll beschriebenen Ort. Das Bergdorf Valdemossa ist vor allem wegen seines berühmten Kartäuser-Klosters bekannt. Seinen Namen verdankt Valdemossa einem seiner früheren arabischen Herrscher. Vall dén Mussa war der Stellvertreter des Kalifen von Cordoba und ließ rund um Valdemossa fruchtbare Felder anlegen, wo auch heute noch Orangen, Zitronen und Gemüse angebaut werden.  Im 14. Jahrhundert wurde das Land von den Christen zurückerobert und König Jaume II baute sich in Valdemossa eine Sommerresidenz. Sie wurde den Kartäusern geschenkt, die auf dem Gelände später die Klosteranlage errichteten. Die überwiegende Beschäftigung der Kartäuser bestand aus dem Abschreiben von Büchern. Sie besaßen eine Apotheke und einen schönen Klostergarten.

Valdemossas berühmtesten Besucher waren im Winter 1838/39 die französische Schriftstellerin George Sand und ihr Geliebter, der französische Komponist Frédéric Chopin. George Sand bevorzugte es in Valdemossa vorwiegend Männerkleidung zu tragen und obendrein auch noch Zigarren zu rauchen. Die Tatsache, mit ihren Kindern und einem viel jüngeren Geliebten in einem Kloster zu wohnen, setzte dem ganzen dann wohl die Krone auf. Das war zuviel für die konservative Landebevölkerung und man machte ihnen das Leben in Valdemossa sehr schwer. Die Erinnerungen darüber hinterließ George Sand in ihrem Roman „Ein Winter auf Mallorca“. In dem Roman rechnet sie mit der feindlich gesonnenen Landbevölkerung ab. Chopin, der bereits vor ihrer Reise nach Mallorca in Paris kränkelte, litt auf Mallorca an Tuberkolose. Der nasse kalte Winter auf Mallorca trug nicht gerade zu seiner Genesung bei, so dass er 1839 überstürzt die Insel verließ. Soviel zur an vielen Stellen nachzulesenden Geschichte.

Wir radelten in den Ort hinein, schoben unsere Räder über das Klostergelände und machten natürlich einige Fotos im Ort. Was uns gefiel, war die Ruhe am Morgen. Wir vermuteten, dass die Touristenströme erst später einsetzen würden. „La Granja“ war unser nächstes Ziel, und um dorthin zu gelangen, mussten wir noch 150 Höhenmeter zum Coll de Claret hinaufradeln. Der Anstieg brachte uns zwar noch mal etwas ins Schwitzen, danach ging es aber fast nur noch bergab.

„La Granja“ ist ein Langut, das ebenfalls einen maurischen Ursprung hat und lange Zeit den Zisterzienser-Mönchen gehörte. Seine Entstehung verdankt La Granja wohl einer Felsenquelle, die bereits vor Jahrhunderten den Betrieb von Mühlen und die Ansiedlung von Höfen ermöglichte. Schon im Jahr 1229 ließ sich dort ein Graf namens Nuon Sans nieder, der 10 Jahre später das gesamte Landgut den Zisterzienserorden schenkte. Der Orden bewirtschaftete La Granja 200 Jahre, danach verlegte er seinen Sitz nach Palma. Heute ist La Granja Privatbesitz, es wurde zum Freilichtmuseum ausgebaut und bietet Einblicke in das frühere Ordensleben. Gleichzeitig werden dort alte Handwerke und Volkstänze für Touristen vorgeführt.

Als wir dort ankamen, war der große Parkplatz bereits früh zu erkennen, eigentlich ein sicheres Indiz für Touristenströme. Im Mai hielt es sich aber durchaus in Grenzen. Vor dem Eingang befindet sich ein Cafe, in dem wir einkehrten und eine Pause einlegten. Nachstehend einige Fotos von La Granja.

In schnellem Tempo sausten wir durch den kleinen Ort Esporles hinab nach Palma. Wir befürchteten schon durch massiven Autoverkehr behindert zu werden, das Gegenteil war dann aber der Fall. Fast bis zur Stadtmitte führte ein von der Fahrbahn abgesetzter Radweg in Richtung Innenstadt. Palma, Ciutat (die Stadt) wie die Mallorquiner ihre 350.000 Einwohner Metropole einfach nennen, besitzt einen wunderschönen alten Stadtkern. Zwischen verwinkelten Gassen und geschäftigen Einkaufsstraßen zeigt sich die wechselvolle Inselgeschichte in sehr vielen Sehenswürdigkeiten.

Die jüngste davon ist das Museum Es Baluard. Das moderne von Licht durchflutete Gebäude zwischen alten Renaissauncemauern zeigt auf drei Etagen zeitgenössische Kunst. In den Vordergrund tritt immer wieder die prachtvolle gotische Kathedrale La Seu („der Sitz“ des Bischofs) die unübersehbar das Stadtbild prägt. Sie zählt zu den schönsten Sakralbauten Europas. Vormittags leuchtet die Sonne durch die 1236 farbigen Glasstücke der größten Fensterrosette der Welt (12,55 m Durchmesser) in das 118 m lange Gebäude. Die Baumeister der damaligen Zeit widmeten ihre Kunst aber nicht nur dem Himmel, sondern auch den weltlichen Herrschern. So entstand  als Bollwerk der Macht die Burg de Bellver, die jahrhundertlang als Kerker gefürchtet war.

Wir schoben unsere Räder durch die Innenstadt, besichtigten die Kathedrale und waren von der Stadt sehr beeindruckt. Noch vor dem Kathedralenbesuch wurden wir Zeugen eines Polizeieingriffs. Ein Polizist rannte an uns vorbei hinter einem jungen Mann her, den er auch kurze Zeit später schnappte. Er verdrehte ihm blitzschnell den Arm und drückte ihn auf den Boden. Den Hintergrund kannten wir nicht, vermuteten aber Diebstahl. Kurz Zeit später erschien auch ein Polizeiwagen zur Unterstützung.

Bis auf die letzten drei Kilometer unserer Rückfahrt zum Hotel Delta konnten wir auf einem Radweg wunderschön am Meer entlang radeln. Den Abschnitt in El Arenal (Ballermänner) empfanden wir als schrecklich. Hier war schon zu Mittagszeit der „Bär“ los. Am frühen Nachmittag erreichten wir unseren Startort, das Hotel Delta. Genügend Zeit blieb uns um die Räder wieder für den Flug zu verpacken und den Rest des Nachmittags am Pool zu verbringen.

Nun ja unsere Radtour war leider beendet. Tolle Eindrücke hatten wir mal wieder gesammelt, waren überwiegend auf wunderschönen kleinen Wegen unterwegs gewesen und hatten Mallorca per Rad kennen gelernt. Kein Vergleich mit unserem ersten Besuch im Jahr 1994. Es blieb die Erkenntnis, ja Mallorca war auch heute noch eine Radreise wert. Die Heimreise klappte problemlos. Kein Reisebus stand morgens um 07:00 Uhr vor dem Hotel, sondern ein Wagen, der etwas größer war als eines Mercedes Sprinter. Der Fahrer schaute zwar zunächst auch etwas skeptisch auf die Radkartons, aber sie passten hinein.

 


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