A  l  p  e  n  r  a  d  t  o  u  r  e  n  .  d  e

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 18.Tag: Volksfest in Llanes oder warum wird der Sidre verschüttet?

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
02. 09.2009 63 946 600 8700 Camping

 

Die Nacht war erstaunlich ruhig verlaufen. Wir fühlten uns ausgeschlafen, als sich um 08:00 Uhr die ersten programmierten Mobiltelefone meldeten. Die Geschäfte im kleinen Ort La Isla waren mit Sicherheit noch nicht geöffnet. Aus dem Grund packten wir unsere Sachen, verabschiedeten uns von einigen Pilgern und radelten ohne Frühstück bereits um 08:30 Uhr dem Ortsausgang entgegen. Wir waren in guter Stimmung, als wir auf die kaum befahrene N-632 einschwenkten. Wir suchten ein Cafe, um unser Frühstück nachzuholen. Obwohl in Spanien die Cafes in der Regel nicht vor 09:00 Uhr öffneten, schlugen wir einen kleinen Bogen zum Strand „Playa El Viso“, hatten dort aber auch keinen Erfolg.

Die Küste etwas verlassend ging es dann direkt bergauf. 500 m vor dem kleinen Ort Prado klappte es dann. In einem Vorort namens Carrales (100 m  ü NN) gibt es eine Bar, die pünktlich um 09:00 Uhr öffnete. Nachfolgend mal ein paar Fotos, die wir auf unserer Weiterfahrt bis zum nächsten Zwischenstop in Ribadesella erstellt haben.

Ribadesella ist eine Kleinstadt mit etwas mehr als 6000 Einwohnern. Sie besteht aus zwei Teilen, die durch eine Flussbrücke getrennt den Eindruck hinterlässt, dass der Ort viel größer ist. Die eigentliche Altstadt befindet sich auf der Ostseite, von der wir bei unserer Ankunft nichts wahrnahmen. Wir radelten im westlichen Teil erst einmal zum Strand und trafen auf eine breit ausgebaute Uferpromenade. Ein Blickfang ist dort ein altes Herrenhaus, das direkt an der Promenade steht. Das alte Haus wurde vor einigen Jahren unter Beibehaltung seines ursprünglichen Stils restauriert und zu einem Hotel umgebaut (Hotel Villa Rosario). Nach einem zweiten kleinen Frühstück radelten wir hinüber zur Altstadt. Auf der Brücke erzeugten wir für kurze Zeit einen Verkehrsstau, was niemanden störte. In der Altstadt war Markttag. An Radeln war nicht zu denken, deshalb schoben wir unsere Räder zwischen den Marktständen hindurch und schauten uns ein wenig die Waren an. Ein Highlight des Tages war das verlassene ehemalige Kloster San Antolin de Bedón.  Es befindet sich nur 300 südlich vom Strand „Playa de San Antolin“, auf den wir kurz vorher trafen.

San Antolin de Bedón ist ein altes Benediktinerkloster aus dem 13. Jahrhundert. Mit den in einem großen „U“ um die Kirche gruppierten Gebäuden, wirkt das Kloster wie ein kleines Dorf. Die Klosteranlage ist zwar ziemlich verfallen, einen Besuch sollte man aber auf keinen Fall versäumen. Schon beim Blick von der Straße aus fühlten wir uns bei der Ankunft irgendwie angezogen. Da musste man hin, alles wirkte etwas gespenstisch. Auf den letzten 9 km bis LLanes verließen wir im kleinen Ort Poo die As-263, um einen Abstecher zum Strand zu fahren. Wir hatten ein Hinweisschild auf den Playa de Poo gesehen und wollten uns den Strand einfach mal ansehen. Wir hofften natürlich auch, dort etwas Kaltes zu trinken zu bekommen.

Bei der Ankunft in Llanes fielen uns zuerst die tollen Herrenhäuser (Casas de Indianos) auf, die den Ort schmückten. Das erste stand schon am Ortseingang, ein weiteres in der Ortsmitte, wo wir auch das Schild mit dem Hinweis auf die Touristikinformation sahen. Die Häuser stammten aus dem endenden 19. und beginnenden 20. Jahrhundert und waren von nach Amerika ausgewanderten Emigranten erbaut worden.

Die Touristikinformation befindet sich in der Calle Alfonso in einem alten Befestigungssturm. Als wir dort eintrafen, war sie leider geschlossen. Gerne hätten wir uns wieder mit Informationsmaterial eingedeckt und die Frage der Übernachtung geklärt. Einen Campingplatz gab es in Llanes, das wussten wir, aber wo? Die Ausschilderung war, wie in Nordspanien schon mehrmals festgestellt, äußerst spärlich. Aufgrund der tollen Innenstadt schoben wir den Gedanken erst einmal beiseite und radelten durch den Ort. Da würde sich schon noch eine Lösung

In der Nähe des kleinen Hafens fragten wir noch mehrere Personen nach dem Platz. Die Antworten waren zunächst nicht sehr ergiebig. Von ich weis nicht, über vielleicht dort, bis zu einer einwandfreien Wegbeschreibung war alles dabei. Der letzten Wegbeschreibung folgend, verließen wir den Ort in südlicher Richtung, bogen zweimal links ab und fanden auch tatsächlich den Campingplatz. Er liegt direkt am Meer und befindet sich keine 400 m von der Stelle entfernt, wo wir die präzise Wegbeschreibung erhalten haben. Wir waren quasi 1,5 km im Bogen geradelt, aber dennoch froh, dass er sich in unmittelbarer Ortsnähe befand.

Den späten Nachmittag und frühen Abend verbrachten wir in die Innenstadt. Zunächst am Hafen, später dann an einer Stelle, die wir fast übersehen hätten. Auf einem Platz südlich des Hafens war eine große Bühne aufgebaut, auf der einige Musiker bei unserer Ankunft probten. Die aufgestellten Bänke und Tische ließen die Vermutung aufkommen, dass der Abend noch Einiges zu bieten hatte. Wir sicherten uns deshalb einen Sitzplatz und das war auch gut so. Ab 20:00 Uhr füllte sich der Platz und die Menschen standen Schlange, um eine Kleinigkeit zu essen oder um ihren Sidra zu geniessen. Wir waren durch Zufall Teilnehmer des im September stattfindenden Apfelfestes (Festival de la manzana) geworden.

Dazu gab es einen Spruch:
„Wenn der Mensch eines Apfels wegen das Paradies verloren hat, dann hat er es dank des Apfelweins wiedergewonnen.“

Sidra ist das Nationalgetränk Asturiens. Es wird alltäglich in zahllosen Siderías aber auch im Freien konsumiert. Es gibt wohl eine bestimmte Serviermethode, die uns zunächst ein wenig irritierte.  Damit die Sidra sich mit Luft mischen kann und so den richtigen Geschmack bekommt, werden Flasche und Glas etwa einen Meter auseinander gehalten. Dass dabei nicht immer das Glas getroffen wurde, dürfte selbsterklärend sein. Schon vor Ort suchte Claudia nach einer Lösung auf die Frage nach dem Warum. Unsere jugendlichen spanischen Tischnachbarn hatten eine einfache Antwort: „Er schmeckt dann einfach besser“!

Das Sidra-Fest war an dem Abend nicht mehr zu toppen. Wir gingen noch kurz in ein, dem Campingplatz, nahe gelegenes Restaurant. Das Essen war aber eher mittelmäßig.

 


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