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 03.Tag: Von Brey nach Rheindürkheim (Worms)

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
10.06.2012 135 375 150 500 Gasthof Max und Moritz

 

Die Startzeit hatte sich auf 07:00 Uhr eingependelt. Ich wurde mit Sonnenaufgang wach, war ausgeruht und hatte bis ca. 6:15 Uhr geschlafen. Die paar Kilometer bis Boppard waren in der herrlichen Morgenluft schnell geradelt. Es war Sonntag und kaum eine Menschenseele zu sehen. Um 08:00 Uhr frühstückte ich direkt in der Innenstadt in der Bäckerei Nickenig, die ersten Frühaufsteher holten gerade ihre Brötchen. Auf der weiteren Fahrt über St. Goar und Trechtinghausen erkannte ich erstmals einiges von unserer Radtour im Jahr 1985 wieder. Damals waren meine Frau und ich von Bonn aus bis nach Lindau am Bodensee geradelt. Der Campingplatz in Trechtinghausen und die hoch um Fels liegende Burg Reichenstein waren mir in Erinnerung geblieben.

Wenige Kilometer vor Bacharach traf ich in Höhe des auf der anderen Rheinseite liegenden Ortes Kaub auf „Die Pfalz“. Kaum zu übersehen, liegt die Burg mitten im Rhein. Der Begriff „Die Pfalz“ ist die Kurzform für die Burg Pfalz Grafenstein, die im 14. Jahrhundert auf einer Felsinsel erbaut wurde. Die Burg wurde nicht wie viele Burgen zu Wohnzwecken errichtet, sondern zur Sicherung der Zolleinnahmen. Da linksrheinisch bis in die Neuzeit Felsblöcke in Höhe der Pfalz die Durchfahrt versperrten, führte der gesamte Schiffsverkehr zwischen der Pfalz und der Stadt Kaub hindurch.  So lies sich durch die Enge bedingt der gesamte Schiffsverkehr hervorragend kontrollieren.

Der Radweg in Richtung Bingen lies sich wunderbar zügig radeln. Zwischendurch begleitete mich ein 73 Jahre alter Radler aus Dresden, der sich von mir aber an der Nahemündung in Bingen verabschiedete.

Vor Bingen macht der Rhein einen Bogen, so dass er mehrere Kilometer von Ost nach West fließt. Bei einem Blick nach Norden sieht man von Bingen aus dass oberhalb von Rüdesheim hoch auf dem Berg liegende Niederwald Denkmal. Die Statue des im Jahr 1871 erbauten Denkmals ist 38 m hoch. Jedes Jahr pilgern wohl tausende Touristen zum Denkmal, um der Gründung des neuen Deutschen Reiches unmittelbar nach dem Deutsch-Französischen Krieg zu gedenken. Im Jahr 1870/1871 hatte Deutschland den Sieg über Frankreich errungen und das Deutsche Kaiserreich gegründet. Den Grundstein des Denkmals legte am 16. September 1871 Wilhelm Friedrich Ludwig (Kaiser Wilhelm der Große). Das Monument ist Sinnbild des Zusammenschlusses aller deutschen Volksstämme. Nach einer Bauzeit von 6 Jahren und einem Kostenaufwand von über einer Million Goldmark war das Denkmal fertiggestellt. Die 10,5 Meter hohe und 32 Tonnen schwere Figur der Germania hält in der rechten Hand stolz die wiedererworbene Kaiserkrone hoch. Mit der linken Hand stützt sie sich selbstbewusst auf das Reichsschwert. Von alledem konnte ich von Bingen aus wenig sehen, weil das Denkmal zwecks Restauration vollständig eingerüstet und mit Tuch verhangen war.

Zwischen Bingen und Mainz führte der Radweg teilweise kilometerlang durch Wiesen und Schrebergartensiedlungen, in dem Ausmaß hatte ich so eine Aneinanderreihung noch nicht gesehen. Auch am Sonntag wurde dort fleißig Unkraut gezupft und Ordnung geschaffen. In Mainz störte kurzfristig ein Industriegebiet und eine lange Hauptstraße mit vielen Ampeln, die Streckenführung war aber ansonsten überwiegend schön. Auf meinem weiteren Weg in Richtung Worms kam ich noch an dem kleinen Flugplatz von Oppenheim vorbei. Der Weg war auf diesem Streckenabschnitt nicht asphaltiert, so dass ich auf den letzten Kilometern des Tages noch reichlich durchgerüttelt wurde.

Zu meiner Planung des Tages gehörte eigentlich, dass ich in Ibersheim auf einem Bauernhof übernachten wollte, das ging leider schief. Mangels Campingplatz im Umkreis von Worms hatte ich schon zu Hause nach einer Übernachtungsmöglichkeit in der Gegend um Worms gesucht und als Empfehlung von einem Freund den Bauernhof in Ibersheim genannt bekommen. Er war Monate zuvor in den Schwarzwald geradelt und hatte dort übernachtet. Bei meiner Ankunft war niemand da. Ich wartete fast eine Stunde, weil Nachbarn der Ansicht waren, dass gleich jemand käme, aber niemand erschien. Irgendwann wurde es mir zu unsicher und ich radelte weiter in den nächsten Ort. In Rheindürkheim klappte es zunächst auch nicht, weil am Gasthof Halbgewachs ebenfalls niemand anzutreffen war. Also weiter zum nächsten Gasthof „Max und Moritz“. Dort war zwar auch niemand vor Ort, auf einem Schild stand aber eine Telefonnummer. Der Anruf war dann die Lösung, der Gastwirt und seine Frau standen 10 Minuten später vor mir und zeigten mir im Anschluss das für 30 Euro sehr gut ausgestattete Zimmer.

Den Abend verbrachte ich draußen vor dem Gasthof „Zum Karpfen“, wohl der einzige in dem kleinen Ort. Das Essen war lecker, die Unterkunftssuche schon fast wieder vergessen, den Tag hatte ich doch noch zu einem positiven Abschluss gebracht.  

 


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