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 03.Tag: Die tolle Herberge in Pueblo de Sancho Perez

Datum Km Σ Km Hm Σ Hm Übernachtung
29.05.2011 70 181 690 1935 Pilgerherberge

 

Vor zwei Jahren hatte ich die Erfahrung bereits mit meiner Frau auf dem Camino Portugués gemacht. Die ersten Fußpilger stehen in der Regel bereits um 06:00 Uhr auf. Diese sich selbst auferlegte Disziplin wird verständlich, wenn man bedenkt, dass bei einem durchschnittlichen Laufpensum von 25 km pro Tag die Mittagshitze droht. Wer möchte dieser Hitze nicht entrinnen und darüber hinaus noch in den Genuss kommen, einen freien Nachmittag  zu haben? Mir war es egal! Als sich die ersten Pilger regten, fühlte ich mich ausgeschlafen, stand mit den anderen auf und packte um 06:30 Uhr meine Radtaschen. Am Abend zuvor hatte ich noch einige Zeit mit Helmut verbracht. Er hatte ein wenig von seiner beruflichen Zeit als Theologe in Berlin vor und nach der Wende erzählt, ich ein wenig von meinen vielen Radtouren. Guter Dinge verabschiedeten wir uns voneinander.

Um 07:20 Uhr saß ich auf dem Rad. Der Himmel war etwas bewölkt, El Real de la Jara abgesehen von den wenigen Pilgern noch menschenleer. An der alten Burg (Castillo de las Torres) kam eine eigenartige Stimmung auf. Wie mag es hier vor dreihundert Jahren zugegangen sein? Der Grenzfluss zwischen Andalusien und Extremadura war inzwischen gebändigt, die Querung heute auf flachen Steinen fast ohne Gefahr möglich. Eine Tafel gab Hinweise auf die einzigartige Natur der Region.

Ich hatte an der Burg die Grenze zwischen Andalusien und Extremadura überschritten, als ich mich auf den Weg machte, die 11 km bis zur Autobahn A66 zu fahren. Die Extremadura ist eine der 17 eigenständigen Regionen Spaniens, deren Name  von „Extremos del Duoro“ stammt, was wohl so viel wie jenseits des Duero bedeutet. Flächenmäßig ist die Region größer als Dänemark oder die Niederlande, wobei dort aber mit ca. 1 Millionen Einwohner nur 2,6 % der spanischen Bevölkerung lebt. Aufgrund seiner Größe zählt die Extremadura daher zu einem der am dünnsten besiedelten Gebiete Europas. Klimatisch lässt sich die Extremadura in zwei Region aufteilen. Der Süden ist geprägt durch mediterranes Klima, während im Norden in den Bergregionen kontinentales Klima die Wetterlage bestimmt. Die Kornkammer Spaniens verfügt über einen erstaunlichen Wasserreichtum und ist dennoch die ärmste Region Spaniens. Erst langsam entwickeln sich so Wirtschaftzeige wie der Tourismus.

Mir selber gefiel die Extremadura gut, konnte man in der teilweise menschenarmen Region doch einfach durch die Landschaft radeln. Gerade im Mai standen noch viel Pflanzen in Blüte, ich hatte für meine Tour die richtige Jahreszeit gewählt. Mit der Idylle war es mit dem Erreichen der Autobahn für einige Kilometer vorbei. Ich füllte an einer Tankstelle meine Wasserreserven, schwenkte auf die N-630 und radelte die 250 Höhemeter über 10 km nach Monesterio hinauf. Bereits um 09:20 Uhr war das Zwischenziel erreicht.

Viele Sehenswürdigkeiten gab es in Monesterio nicht. Die Iglesia Parroquial de San Pedro war mit den für Extremadura so typischen Storchennestern aber sehr schön anzusehen. An dem Sonntag war in der Innenstadt kaum ein Mensch zu sehen, bis ich am Ortsausgang auf der linken Seite eine Bar und einen Verkaufsstand sah. Dort standen die Menschen im Kontrast zur Innenstadt Schlange, um heiße „Churros“ zu kaufen. Das Gebäck in Würstchenform wurde in Fett gebacken, andere Waren sah ich nicht. Die Preisliste war gestaffelt, man konnte zwei oder auch dreißig kaufen, der Andrang war an dem Sonntag in der Morgenstunde erstaunlich groß.

Die gut 21 km bis Fuente de Cantos radelte ich auf der N-630, die sich obwohl breit ausgebaut fast als idyllische Straße erwies. Das Profil war leicht wellig, ich kam aber sehr zügig voran. Dort sah ich in der Innenstadt zum ersten Mal eine Gruppe Mountainbikefahrer, die ich in den Folgetagen bis nach Salamanca noch häufiger treffen sollte. Wir schafften es trotz der sprachlichen Schwierigkeiten, uns ein wenig auszutauschen, ansonsten radelte jeder aber seine eigene Tour.

Hinter Fuente de Cantos ging es weiter auf dem Originalpilgerweg. Bis hinter dem kleinen Ort Calzadilla de los Barros war das alles kein Problem, der Weg war eben und von festem Untergrund. Je näher ich aber meinem Tagesziel kam, je abenteuerlicher wurde die Strecke. Mal wurde der Weg so eng, das die Radtaschen durchs Gras schliffen, ein anderes Mal war es der überflutete Weg, der kaum passierbar war.  An einer etwas schwierigeren Stelle traf ich zwei Spanier, die so nett waren, mir bei der Querung zu helfen. Wir hatten trotz der Schwierigkeiten gemeinsam unseren Spaß, die Via war mal wieder ein Abenteuer.

Die Pilgerherberge in Pueblo de Sancho Perez befindet sich ca. 800 m westlich des kleinen Ortes. Ein breiter Zufahrtsweg führte zunächst bis zur Ermita Belén, einer kleinen Kapelle, hinter der aber direkt die Herberge liegt. In landschaftlich schöner Lage gelegen, gehörte diese Herberge wohl zu einer der schönsten auf meiner ganzen Tour. Die kleine Kirche, die angrenzende Stierkampfarena, der idyllische Innenhof, die Herberge selber mit ihren Aufenthaltsräumen, den 2 Schlafräumen mit den sauberen Betten und qualitativ hochwertigen Sanitäranlagen, die nette marokkanische Hospitalera, dort stimmte einfach alles. Als dann noch hinzukam, dass ich vielleicht bedingt durch die etwas abseits gelegene Lage der Herberge der einzige Gast blieb, war der Abend perfekt. Wann hat man in seinem Leben schon mal eine Herberge für sich allein?

Am frühen Abend tanzten im Innenhof vor der Kirche noch einige ältere Menschen zu Akkordeon-Musik, ab 19:00 Uhr kehrte in dem vollständigen Komplex dann die absolute Ruhe ein. Um 20:00 Uhr machte ich mich noch einmal auf den Weg in den Ort, weil mein Magen rief. Ein Pilgermenü gab es dort für einen Betrag von 10,- Euro, welcher ungefähr dem durchschnittlichen Preis auf der gesamten Via entsprach. Nachstehend einige Fotos von der Herberge und der unmittelbaren Umgebung. 

Ja, das war ein gelungener Tag.

 


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